Die autonom fahrenden Autos der Zukunft parken nachts nicht in der heimischen Garage. Sie laden an Steckdosen in großen Hallen am Stadtrand. Auf Anforderung kommen die Fahrzeuge am Morgen in die Stadt gerollt. So sieht die Vision etlicher Zukunftsforscher aus. Doch wollen wir auf das Auto als persönlichen Besitz komplett verzichten? Was wird dann zum Statussymbol?

Es könnte das Lenkrad werden – so jedenfalls sieht die Idee der Designer beim britischen Autohersteller Jaguar Land Rover aus. Sayer ist ein viereckiges Objekt, das auch auf dem Couchtisch eine gute Figur macht. Es erinnert an ein Formel 1-Lenkrad. „Wir bereiten uns nicht einfach auf die Zukunft vor, wir gestalten sie“, sagt Ralf Speth, CEO von Jaguar Land Rover, bei der Vorstellung von Sayer in der Londoner Kunsthochschule Central Saint Martins.

Benannt ist das Lenkrad nach Malcolm Sayer. Der Konstrukteur arbeitete von 1951 bis 1970 für Jaguar und prägte maßgeblich den Sportwagen E-Type. Die Fahrzeugmodelle ab 2040 nennt der Hersteller hingegen Future-Type.

Kein Einstieg ohne Lenkrad – trotz Autonomie

Sie werden auf Wunsch autonom und auf jeden Fall elektrisch fahren. Ab dem Jahr sollen in Großbritannien nämlich keine Autos mehr mit Verbrennungsmotor zugelassen werden. Sayer nimmt zukünftigen Käufern den Schrecken der „Autonomie“. Ein Lenkrad sagt aus: „Du sitzt immer noch am Steuer.“ Außerdem fungiert Sayer als Mitgliedskarte für den Autoclub. Der Hersteller selbst oder die jeweiligen Besitzer werden Carsharing anbieten und Sayer ist der Schlüssel dazu.

Das Lenkrad speichert aber auch die Sitzposition des Fahrers und seine Musik-Playliste der gängigen Streaming-Dienste. Dabei hört Sayer auf´s Wort. Daheim kann man seinem Lenkrad sagen: „Setz Milch auf die Einkaufsliste, wenn wir nachher Einkaufen fahren.“ Sayer kennt den Terminkalender seines Besitzers und erinnert an den nächsten Termin. Ein Leihfahrzeug wird rechtzeitig bestellt und fährt pünktlich vor die Tür. Per Sayer entscheidet der Fahrer, welchen Teil der Strecke er selber fährt – natürlich leise und emissionsfrei mit einem Elektromotor.

Anpassen, um zu überleben

Mit dem I-Pace bringt Jaguar bereits im kommenden Jahr einen elektrischen SUV auf den Markt. In der Londoner Kunsthochschule präsentiert Großbritanniens größter Autohersteller auch eine elektrische Version des klassischen Jaguar E-Types. Endlich ergibt die Typenbezeichnung Sinn, bekommt aber als Hinweis auf die nicht vorhandenen Emissionen den Zusatz Zero.

Aus deutscher Sicht mag Jaguar Land Rover mit 583.000 verkauften Fahrzeugen im vergangenen Jahr nicht zu den ganz Großen gehören. Doch es ist ein globales Unternehmen: Geleitet wird es von einem Deutschen und befindet sich im Besitz des indischen Autoherstellers Tata Motors. „Nicht die stärksten Spezies werden überleben, sondern jene, die sich Veränderungen am besten anpassen“, zitiert CEO Ralf Speth den Evolutionsbiologen Charles Darwin.

Das will man mit Sayer beweisen. Doch ein genauerer Blick auf das Lenkrad macht deutlich: Das ist nur ein Konzept. Es gibt keinerlei Haltevorrichtung, um das Lenkrad im Wagen zu befestigen – es müsste schweben. Außerdem ist das Ausstellungsstück so schwer, dass man es nicht mal vom Parkplatz bis ins Wohnzimmer tragen möchte.

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