Fast auf den Tag genau ist es 50 Jahre her: Am 21. Juli 1969 setzte mit Neil Armstrong zum ersten Mal ein Mensch seinen Fuß auf den Mond. Es folgten fünf weitere bemannte Missionen – doch dann wurde es wieder ruhig auf dem Erdtrabanten. Andere Ziel wie der Mars waren attraktiver.

Das ändert sich gerade wieder. So plant die indische Raumfahrtbehörde, am kommenden Sonntag ihre zweite Sonde zum Mond zu schicken. Im Januar hat China die Rückseite des Trabanten erkundet. Auch die Nasa strebt kommendes Jahr wieder Richtung Mond.

Aber nicht nur staatliche Raumfahrtagenturen drängt es auf unseren nächsten Nachbarn im All. Im April schoss das israelische Start-up SpaceIL ihr Landegerät in den Weltraum, das allerdings abstürzte. Es war die erste rein privat finanzierte Mission zu unserem Trabanten. Hervorgegangen ist dieses Projekt aus dem Lunar X Prize, mit dem Internet-Gigant Google private Raumfahrtaktivitäten fördern wollte und dafür 40 Millionen Dollar an Preisgeldern bereit stellte.

Audis Allradtechnik auf dem Mond

Die lockten auch die Enthusiasten von den Part Time (PT-)Scientists aus Berlin. Allerdings gingen die deutschen Weltraumpioniere um Gründer Robert Böhme früh eigene Wege und schieden aus dem Wettbewerb aus. Das Start-up hat eine Landefähre namens Alina entwickelt und einen Rover, die gemeinsam 2021 zum Mond fliegen sollen. Allerdings kämpfen die Berliner aktuell mit finanziellen Schwierigkeiten und durchlaufen seit Anfang der Woche ein Insolvenzverfahren – hoffen aber, weiterarbeiten zu können.

Immerhin kooperiert PTScientists mit namhaften Partnern wie dem europäischen Raketenhersteller ArianeGroup und den staatlichen Raumfahrtorganisationen Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR und dessen europäischen Pendant ESA. Und auch mit dem deutschen Autohersteller Audi. Der half bei der Entwicklung des kleinen Rovers, der deshalb Audi Lunar Quattro heißt. Unter anderem unterstützte es die Berliner mit Know-How in Sachen Allradtechnik, Leichtbau und autonomen Fahren. Im Gegenzug kann sich Autobauer enorme mediale Aufmerksamkeit erhoffen, sollte der Rover mit den vier Ringen des Audi-Emblems auf der Nase über den Mond kurven.

Toyota nutzt die Brennstoffzelle

Dieser Image-Gewinn mag auch Toyota antreiben. Im März gab der japanische Autokonzern – die Nummer 2 weltweit – eine Kooperation mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa bekannt. Das Ziel: ein Mondgefährt zu entwickeln, in dem zwei Astronauten Platz finden, zur Not auch vier. Damit ist das Vorhaben deutlich größer als der Lunar-Rover von Audi und PTScientists der nur fünf Nutzlast tragen soll.

Toyota bringt in das Projekt seine langjährige Erfahrung mit der Brennstoffzellen-Technik ein – immerhin fährt ja bereits mit dem Mirai ein Serienfahrzeug auch über deutsche Straßen, das seine Energie aus der gebremsten Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff bezieht. Der dreiachsige Rover soll immerhin 10.000 Kilometer weit fahren können und das in einem Zeitraum von 42 Tagen.

Er verfügt über eine Druckkabine, so dass die Astronauten im 13 Kubikmeter großem Inneren ihre Raumanzüge ausziehen können. Wasserstoff und Sauerstoff müssen sie von der Erde mitbringen.

Das Gefährt besitzt auch Solarzellen, die zusätzliche Energie liefern. Sie könnten theoretisch auch Lithiumionen-Akkus laden, die dann wiederum die Antriebsmotoren versorgen. Aber, sagt Shigeki Terashi, Executive Vice President und Technikchef von Toyota, seine Ingenieure hätten beide Systeme „aus verschiedenen Perspektiven betrachtet“. Letztlich habe alles für den Einsatz der nächsten Generation von Brennstoffzellen gesprochen, die „nur auf ein Fünftel der Masse“ kämen und „20 Prozent leichter als vergleichbare Lithiumionen-Zellen“ wären.

Das Wasser, das in den Brennstoffzellen entsteht, können die Astronauten trinken und es auch zur Kühlung nutzen. Das Fahrzeug soll zudem autonom fahren können, um die menschlichen Insassen zu entlasten. Bis es soweit ist, wird aber noch einige Zeit vergehen. Jaxa plant den Rover 2029 mit ins All zu nehmen. Terashi war noch etwas vorsichtiger und sprach von Anfang der 2030er Jahre.

BAIC profitiert von Forschungsgeldern

Neben Toyota und Audi engagiert sich auch der chinesische Autohersteller BAIC, ein Bündnispartner von Daimler, in Sachen Raumfahrt. Auf der Messe Auto Shanghai Ende April gab der Konzern bekannt, zusammen mit dem staatlichen Mondprogramm ein gemeinsames Forschungslabor einzurichten. Es soll helfen, einen Rover für Expeditionen im All zu entwickeln. BAIC kann so von dem acht Milliarden Dollar schweren Raumfahrtprogramm Chinas profitieren.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert