Schlichtes, skandinavisches Design, bis zu 300 Kilometer Reichweite und ein Einstiegspreis von weniger als 15.000 Euro: Klingt nach einem E-Auto für alle. Entsprechend groß war das Medienecho, das Uniti im Dezember bei der Vorstellung seines Prototyps entgegenschlug. Ein Start-up für Elektroautos, das diese auch noch im Hochlohnland Schweden, also daheim bauen will.

Seit der weltweit beachteten Show im Winter ist es ruhiger geworden. „Es war ein langer Weg von einem chaotischen Start-up zu dem Punkt, an dem wir unseren ersten Prototypen vorgestellt haben“, beschreibt Gründer und Chef Lewis Horne in einem aktuellen Video die vergangenen Monate. „Jetzt gehen wir in die nächste Phase und fangen an als Unternehmen zu reifen.“ Vor zwei Jahren war Uniti als Uni-Ausgründung entstanden.

Die Pläne sind ambitioniert. Das schwedische Start-up wird seine Autos in einer menschenleeren Fabrik bauen, im Wesentlichen mithilfe von Robotern, gesteuert von der sogenannten PLM-Industrie-Software aus dem Hause Siemens. Uniti hat gerade Mal 45 Mitarbeiter. Alle 22 Stunden werde man in der Halle mal das Licht anknipsen und schauen, ob noch alles läuft, hat Horne mal gesagt. An der Vision einer hochautomatisierten Fertigung sind schon ganz andere gescheitert, wie Tesla-Chef Elon Musk feststellen musste.

Horne sieht sein Start-up aber weiter auf dem Weg. „Wir haben unsere Struktur optimiert, um die Serienfahrzeuge auf die Straße zu bringen“, sagt der Gründer. „Wir haben mit unseren Partnern Fortschritte bei der Sicherheit und Nutzbarkeit der Autos erzielt. Und wir sind auf dem Weg, sowohl den Zwei- als auch den Viersitzer im kommenden Jahr vorstellen zu können – und das im Zeitplan.“

5000 Fahrzeuge zum Start

Auch für den Markthochlauf hat das Unternehmen einen klaren Plan: Der Uniti One soll zunächst in einer Kleinserie von 5000 Fahrzeugen gebaut werden. „Damit wollen wir alles testen, von der Produktion, den Werkzeugen, Aftersales und dem Kundenservice“, sagt Horne. „Danach nehmen wir den nächsten Schritt, fahren die Produktion hoch und bringen unsere Mobility-as-a-service-Dienste. Damit bringen wir dann wirklich unsere Lösungen auf den Massenmarkt.“

Mit dem bisher vorgestellten Modell zielt Uniti auf den urbanen Raum. Die Höchstgeschwindigkeit liegt ja nach Variante zwischen 90 und 130 km/h, die Radnabenmotoren leisten zwischen 15 und 40 Kilowatt. Die Lithium-Ionen-Akkus mit 11 oder 22 Kilowattstunden Kapazität sollen für eine Reichweite zwischen 150 und 300 Kilometern ausreichen. In etwa 30 Minuten soll Strom für bis zu 200 Kilometern nachgeladen werden können.

Der Antrieb den vollelektrischen Stadtautos ist jedoch – für Uniti-Maßstäbe – relativ konventionell ausgelegt. Deutlich interessanter wird die Fertigung der Karosserie. Der Ultraleicht-Flitzer soll gerade einmal 400 Kilogramm wiegen. Wie Uniti die Teile aus Kohlefaser- und Bioverbundwerkstoffen zu diesem Preis fertigen will, hat Horne noch nicht verraten.

Um das zu erreichen, hat sich Uniti jüngst Verstärkung aus der Autoindustrie geholt. Sally Povolotsky wechselt von Jaguar Land Rover zu dem schwedischen Jungunternehmen und übernimmt dort die Rolle des Vehicle Development Director. Povolotsky hat über 15 Jahre Erfahrung im Autobau und war zuletzt an der Entwicklung des Jaguar I-Pace beteiligt. „Es ist eine aufregende Zeit, am Anfang einer Motor- und Antriebsstrang-Revolution zu stehen und die Norm herauszufordern, um die Zukunft zu stärken“, sagt Povolotsky. „Uniti treibt die Grenzen, indem es den alten automobilen Prozessen vorauseilt. Ich fühle mich aufgetankt und motiviert, diesem innovativen Team beizutreten.“

Die Nachfrage nach dem schwedischen E-Auto steigt indes weiter. Ende Mai hatten die Vorbestellungen einen Wert von 50 Millionen Euro erreicht, inzwischen sind schon Fahrzeuge in einem Umsatzvolumen von 70 Millionen Euro reserviert.

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