Ob U-Bahn, Supermarkt oder Café: Überall trifft man Menschen, die scheinbar mit sich selbst sprechen. Spätestens seit der Erfindung der kabellosen In-Ear-Kopfhörer sind solche Selbstgespräche Alltag. Bisher erkennt man immerhin an kleinen Ohrstöpseln oder Mikrofonen am Hemdkragen, dass der Selbstredner wirklich telefoniert, und nicht mit den eigenen Stimmen im Kopf debattiert.

Die kalifornische Firma Sonitus will das drahtlose Telefonieren nun auf die Spitze treiben und Freisprechen ohne irgendein sichtbares Gerät möglich machen. Sie hat die Technologie namens „Supersense“ entwickelt, die den Anrufer buchstäblich ins fremde Gehirn überträgt. Dass der Name nach der geheimen Kraft eines Science-Fiction-Superhelden klingt, dürfte kaum Zufall sein.

Herzstück der außergewöhnlichen Kommunikationstechnologie ist das „Molar Mic“, ein Gerät, das der Träger mit einem Schnappverschluss an seine hinteren Backenzähne heftet. Es ist wasserdicht und enthält Mikrofon, Lautsprecher und Akku.

Kommunikation in Extremsituation

Telefoniert der Molar-Mic-Träger, wandelt der Lautsprecher die Frequenzen der Stimmen in Wellen um, die sich dann über den Kiefer-Knochen ins Innenohr übertragen. Und eben das wirkt dann so, als säße der Gesprächspartner direkt im Kopf. Der Clou: Da das kleine Gerät im Mund so abgeschirmt ist, erfasst es sogar Flüstern und sehr leises Sprechen. Selbst bei Wind und Wetter oder enormer Lautstärke überträgt es einzig die Stimme des Nutzers.

Ein weiterer großer Vorteil der In-Mouth-Anrufe: Der Zuhörer kann der realen Welt während eines Plausches folgen. Denn das normale Hören über Schallwellen in der Luft wird nicht eingeschränkt. Lediglich das Gehirn muss sich anstrengen und das Stimmenwirrwarr von außen und innen auseinanderhalten.

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Einen Fan hat Supersense bereits: die US Air Force. Nach Angaben von Sonitus hat die amerikanische Luftwaffe das Produkt auf Herz und Nieren getestet, ob unter Wasser, im freien Fall oder bei der Verwendung von Vollgesichts-Schutzmasken. Dabei hat die Technologie so überzeugt, dass das amerikanische Verteidigungsministerium Sonitus mehrere Millionen US-Dollar zur Verfügung stellt, um das Gerät weiter zu optimieren.

Dass das Molar Mic zukünftig normale Handys ersetzen wird, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Sonitus‘ Entwicklungen beziehen sich eher auf Extremsituationen und außergewöhnliche Einsätze. Doch wer weiß, vielleicht inspiriert dieser technische Fortschritt die weltweiten Big Player der Handy-Hersteller – und verwandelt Handy-Besitzer irgendwann in Cyborgs, bei denen ein Teil der Technik irgendwo im Körper steckt.

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