Ein Quadratmeter Moos nimmt 20 Gramm Feinstaub im Jahr auf. Eine viel befahrene Straße produziert auf dieser Fläche 14 Gramm Feinstaub. Das waren die Fakten, die eine Gruppe Schüler aus München ins Grübeln brachten. Die Teenager wollten sich nicht damit abfinden, dass die Luftqualität in den Ballungsräumen immer schlechter wird. Sie entwickelten deshalb „grüne Staubfilter“ aus Moos. Die verkaufen sie mittlerweile in ihrer eigenen Firma. Noch reinigen die Filter ausschließlich die Luft von Innenräumen. Die jungen Leute denken aber weiter: Sie wollen ihre grünen Konstruktionen einmal an viel befahrenen Straßen anbringen.

„Moos ist perfekt zur Luftreinigung“, erklärt Giulia Piller. Die 17-jährige kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit von „Atmossphere“. Das Unternehmen hat den wichtigsten Mitarbeiter bereits im Namen: Das Sternmoos, mit dem die Jungunternehmer ihre Umwelt von Feinstaub befreien wollen. Dazu bepflanzen sie alte Weinkisten mit lebendem Sternmoos. Das unterscheidet die Objekte entscheidend von den üblichen „Moosbildern“, wie sie als beliebter Dekorationsartikel verkauft werden.

Solche Objekte bestehen nämlich aus konservierten Pflanzen, eine Reinigungsfunktion haben sie damit nicht mehr. Das Steinmoos von Atmossphere hingegen lebt und kann außer Feinstaub auch Bakterien und Pilze eliminieren. Mit ihrer Idee wurden die Schüler unter die Junior Experts aufgenommen, einer von Bundesregierung und Industrieunternehmen geförderten Initiative für Schüler-Projekte.

Feinstaub wird zu Pflanzenmasse

Der Bio-Mechanismus des Mooses ist bekannt. Er wurde bereits vor Jahren von den Forschern Jan-Peter Frahm und Marco Saboljevic beschrieben. Sie hatten erkannt, dass die Hälfte des Feinstaubes in der Luft aus Ammoniumsalzen besteht. Moose fixieren dieses an ihrer Oberfläche mit Hilfe von Ionenaustausch. Durch elektrostatische Bindung wird der Luft Schwebstaub entzogen, den das Moos als Nährstoff aufnimmt und in Pflanzenmasse verwandelt. Bakterien bauen den organischen Anteil des Feinstaubs ab. Was an unlöslichen anorganischen Anteilen bleibt, landet als Sediment im Moosrasen. Moose besitzen keine Wurzeln, sie müssen also ihre Nährstoffe über die Oberfläche aufnehmen. Das macht sie so effizient.

Die beiden Forscher haben viele gute Ideen, wie diese Funktionsweise genutzt werden könnte. So schlugen sie Moos auf dem Mittelstreifen von Autobahnen vor. Feinstaub würde dann gleich am Ort seines Entstehens vernichtet, die Moose würden einen wertvollen Beitrag zur Luftqualität leisten.

Mooswände für Einkaufszentren und Fitness-Studios

Der Moos-Einsatz muss aber nicht auf die Autobahn beschränkt sein. Die Münchener Schüler sprühen vor weiteren Einfällen. „Wir wollen Mooswände an Einkaufszentren verkaufen und haben auch schon die ersten Interessenten“, sagt Giulia Piller. Auch Fitness-Studios könnten künftige Kunden der Schülerfirma sein.

Am höchsten wird der Bedarf ihrer Ansicht nach aber im Straßenverkehr sein. Giulia Piller und ihre Mitstreiter machen im kommenden Jahr das Abitur an den Nymphenburger Schulen. Erst danach dürfte es mit der Vermarktung ihrer Ideen so richtig losgehen.

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