Die Innenstadt Oslos ist ein wahres Eldorado für Elektroauto-Fans: An den zahlreichen Ladesäulen reihen sich VW e-Golf, Tesla Model X und Mitsubishi Outlander PHEV aneinander. Willkommen in der Metropole der grünen Mobilität, durch die so viele Elektroautos fahren wie durch sonst kaum eine Stadt in Europa.

Mehr als jedes zweite neu zugelassene Auto in Norwegens Hauptstadt bezieht seine Antriebskraft inzwischen aus der Steckdose. In Norwegen insgesamt waren 2017 ebenfalls gut 50 Prozent der Neuwagenzulassungen E-Autos oder Plug-In-Hybridfahrzeuge – Tendenz steigend. Die Norweger gelten im weltweiten Ländervergleich als wegweisend für den Übergang zu emissionsfreien Verkehrsmitteln.

Politik hilft mit

Ein Grund für den Erfolg der E-Autos sind finanzielle Anreize der Politik: Mehrwertsteuer, Importsteuer und KFZ-Steuer fallen für E-Autos in Norwegen komplett weg. In Städten und auf Autobahnen müssen Besitzer der umweltschonenden Fahrzeuge keine Maut zahlen, können überall kostenlos parken und dürfen die Busspuren nutzen, um schneller voran zu kommen.

Oslo macht der Erfolg allerdings mittlerweile zu schaffen: Die Stadt wurde dem Boom zeitweise gar nicht mehr gerecht, konnte nicht genügend Ladestationen zur Verfügung stellen. Laut dem kürzlich veröffentlichten Finanzplan Oslos für die Jahre 2018 bis 2021 will die Kommune deshalb kräftig investieren. Noch in diesem Jahr hält der Finanztopf rund fünf Millionen Euro für verschiedene Klimamaßnahmen bereit – unter anderem für die Installation neuer Ladestationen für E-Autos. Bis 2020 will die Stadt zwischen 1500 und 1800 neue Stationen installieren – darunter sollen auch viele Schnellladegeräte sein. Außerdem will Oslo den Ausbau einer Ladeinfrastruktur in Wohngebieten unterstützen, sodass die Osloer ihr Auto direkt neben der eigenen Garage laden können.

Nahverkehr soll grüner werden

Die Stadtverwaltung stärkt zudem den öffentlichen Personennahverkehr und trimmt ihn ebenfalls auf emissionsfreie Technik: Ein Konsortium internationaler Transport- und Technologieunternehmen hat im Auftrag der Kommune einen selbstfahrenden Elektrobus entwickelt. Im Herbst 2016 bestand er erfolgreich seine Feuerprobe. Ende 2018 will der Osloer ÖPVN-Betreiber Ruter einige dieser Busse in Betrieb nehmen.

Bislang fahren lediglich sechs Elektrobusse auf den Straßen zwischen Oslo und dem benachbarten Akershus, doch in den kommenden Jahren will man sukzessiv umstellen. „Wir setzen in Zukunft immer mehr auf die elektronische Variante“, sagt Tuva Otterlei Blikom, Sprecher der Abteilung für Umwelt und Verkehr der Stadt Oslo. Ein wenig früher, nämlich im Sommer dieses Jahres, sollen auch alle größeren Fähren zwischen Oslo, Dänemark und Deutschland einen Elektroantrieb bekommen.

Umdenken auch im Baugewerbe

Oslo investiert nicht nur in den Verkehr. Auch bei Neubauten will die Hauptstadt auf emissionsfreie Alternativen setzen. Beim Bau der neuen Indoor-Eishockey-Arena Jordal Amfi beispielsweise testen Bauunternehmen Elektro-Heizsysteme, Radlader und Bagger, die bisher mit Gas, Benzin oder Diesel angetrieben wurden.

So versuchen die Verantwortlichen, bei Bauarbeiten künftig ohne fossile Energien aus Brennstoffen auszukommen. Falls das nicht komplett funktionieren sollte, kommen nachhaltige Biokraftstoffe zum Einsatz. So wollen die Norweger bis zum Jahr 2020 die Emissionen um 95 Prozent verringern.

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