Ob in Hamburg, Santiago de Chile oder Moskau: In den Städten pfeift der Wind durch die Straßen. Besonders im Herbst und Winter kann es dann gefühlt bitterkalt werden. Was wäre nun, wenn man diese bisher ungenutzte Energie in Strom verwandelt? Windenergie ist natürlich keine neue Idee. In Städten, wo es in den engen Häusergassen schon mal ordentlich zieht, ist sie aber bisher noch kaum angekommen.

Genau dafür hatten die beiden Erfinder Nicolas Orellana und Yaseen Noorani eine Idee und setzen diese jetzt um. Mit einer simplen Konstruktion – einer Art Windturbine – wollen sie das Potenzial anzapfen. Da die Windböen in Städten schnell die Richtung ändern, mal von oben, mal seitlich, mal von unten kommen, dreht sich die Turbine immer, egal aus welcher Richtung das Lüftchen auch gerade bläst.

Pionier wie der Namensvetter

„Die Turbine erlaubt es Menschen in den Apartments und Wohnungen, ihre eigene Energie zu gewinnen“, sagt Orellana. „Wir wollen dafür Ökomaterialien verwenden, die die Turbine lange in Betrieb halten.“ Der Chilene trägt übrigens denselben Nachnamen des spanischen Abenteurers, der vor fast 500 Jahren aus Versehen den Amazonas entdeckte. Aber vielleicht ist das ja nur ein Zufall. Sein Partner Noorani stammt aus Kenia. Beide machten ihren Masterabschluss an der Universität von Lancaster.

Was die beiden noch eint? Sie sind die Gewinner des ersten internationalen Preises der „James Dyson Foundation.“ Der Preis richtet sich an Studenten und Hochschulabsolventen, die Produktdesign, Industriedesign und Ingenieurwesen studieren. Es erkennt und belohnt ideenreiche Designlösungen für globale Umweltprobleme. Den Preis lobte der Erfinder der beutellosen Staubsauger aus.

Turbine aus dem 3D-Drucker

Über die „O-Wind“ getaufte Turbine sagen die Erfinder: „Die Windturbine eignet sich für die Erzeugung von erneuerbarer Energie in unseren Städten. Das Gerät unterscheidet sich durch das Design und seine Effizienz von herkömmlichen Maschinen dieser Art.“ Denn bisherige Windturbinen erfassen nur den Wind, der in eine Richtung weht. „Das macht es unglaublich schwierig, sie in Städten einzusetzen, da der Wind dort meist aus allen möglichen Richtungen kommt und nicht vorhergesagt werden kann.“

Das i-Tüpfelchen: „Urbane Apartmentbewohner können damit effizient und nachhaltig Strom erzeugen – und von Einspeisetarifen in fast 80 Ländern profitieren.“ Yaseen Noorani fügt dem hinzu: „Windkraft erzeugt derzeit nur vier Prozent der weltweiten Elektrizität. Aber sie könnte bis zu 40-mal so viel Strom produzieren, wie verbraucht wird.“

Mal sehen, wann die kleinen Energiewunder tatsächlich in den Verkauf gehen, was das kostet – und aus welchem Material die Windturbinen bestehen. Selbst ein 3D-Druck wäre dafür denkbar, der das kleine Energiekraftpaket dann eines Tages per heimischem Drucker auf den zugigen Balkon zaubert.

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