Pfiffige Idee: Die Suchmaschine Ecosia will den Hambacher Forst kaufen. Das passt, denn das 2009 gegründete Unternehmen ist quasi ein Wald-Experte. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben knapp 40 Millionen Bäume gepflanzt.

Ecosia nutzt dazu einen Teil seiner Werbeeinnahmen, deshalb ist die Suchmaschine gerade bei ökologisch interessierten Menschen beliebt. Zudem sucht sie mit Ökostrom. Klar, an Google gibt es trotzdem kein Vorbeikommen, Ecosia nutzen nur wenige Millionen Menschen. Aber es reicht, um eine Million Euro in der Portokasse zu haben: Das ist der Preis, den das Unternehmen an RWE zahlen will.

In der Pressemitteilung heißt es, der Preis entspreche dem kolportierten Preis, den RWE seinerzeit gezahlt habe, „inklusive einer jährlichen Verzinsung in Höhe der entsprechenden Lohnsteigerungen der untersten Lohngruppe bei RWE (1,6 Prozent) und einer großzügigen Aufrundung“.

„Zerstörung des Hambacher Forsts inakzeptabel“

„Unser Kaufangebot ist absolut ernst gemeint“, erklärte Gründer Christian Kroll. „Wir wollen RWE mit dem Kaufangebot die Möglichkeit bieten, diese Situation jetzt zu beenden und wir rufen andere Unternehmen und Institutionen auf, mitzuziehen.“ Grundsätzlich sei man auch der Meinung, dass mit dem Hambacher Forst „ein jahrtausendealtes Biotop endgültig zerstört werden soll, was für uns inakzeptabel ist.“

Trotzdem: Eine Million für einen Wald, dessen Überleben fraglich ist? Aktivisten hatten davon berichtet, dass Bäume wegen Wassermangel einfach umgefallen seien – das Grundwasser dürften die Wurzeln wegen des Tagebaus nicht erreichen. RWE-Vorstand Rolf Martin Schmitz hatte den Kollegen vom Handelsblatt zudem erklärt, der Wald müsse wegen der nicht abgestützten Böschung ohnehin gerodet werden.

Dem widerspricht Ecosia allerdings auf Anfrage von EDISON: Eine unabhängige Kommission könne das besser untersuchen – und eine Million Euro sei allein angesichts des biologischen Wertes des Waldes nicht zu viel.

Die Mittel sind laut Finanzvorstand Wolfgang Oels vorhanden, wenn das Projekt auch ein wenig Neuland sei: „Bisher haben wir uns vor allem für die Aufforstung des globalen Südens eingesetzt. Es ist das erste Mal, dass wir unsere finanziellen Ressourcen in so großem Stil dafür einsetzen, um einen bestehenden Wald in Deutschland zu erhalten.“

Eine Initiative um Politiker der Grünen hatte im Mai bereits vorgeschlagen, das Gelände zu kaufen. Damals schätzten sie den Wert vorsichtig auf 200 Millionen Euro, allerdings ging es um ein deutlich größeres Gebiet. Der gerichtlich beschlossene Rodungsstopp dürfte RWE ebenfalls eine dreistellige Millionensumme kosten.

Es scheint also unwahrscheinlich, dass sich das Unternehmen für lediglich eine Million von dem umkämpften Wald trennen wird. Die Preise für Grund und Boden über Braunkohle sind allerdings sehr volatil: Ein Anwohner, über den die SZ diesen Sommer berichtete, fordert für seine Wiese 32 Millionen Euro – pro Quadratmeter.

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