Auf der Ostsee-Insel Hiddensee am nördlichsten Ende Mecklenburg-Vorpommerns geht es ruhig zu: Pferde grasen gemütlich auf ihren Koppeln und oder ziehen Kutschen mit angereisten Tagestouristen. Die knapp 1.000 Bewohner der Insel leben vom Geschäft mit den angereisten Urlaubern und der Landwirtschaft.

Was man größtenteils vergeblich sucht: Autos. Pkw sind auf Hiddensee nämlich verboten, nur für Nutzmaschinen gibt es eine Ausnahme. Oder aber wenn es gilt, ein Verbrechen aufzuklären. Dann kann man mit etwas Glück ein einsames Polizeiauto durch die Landschaft rollen sehen: Ein Nissan Leaf, elektrisch betrieben natürlich, um die Pferde nicht durch laute Motorengeräusche zu verschrecken.

Drei Länderpolizeien ohne ein einziges E-Auto

Der Nissan Leaf ist nicht nur auf Hiddensee einzigartig, sondern in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Er ist nämlich das einzige Elektroauto im Fuhrpark der gesamten Landespolizei. Die restlichen Autos – egal ob auf Festland oder Inseln – fahren noch mit fossilen Brennstoffen. Das Bundesland im Norden der Republik ist in dieser Hinsicht allerdings keine Ausnahme.

In sieben Bundesländern hat die Polizei nicht mehr als zwei E-Autos im Polizeieinsatz. In Thüringen, Bremen und im Saarland ist sogar komplette Fehlanzeige. Immerhin: Fast alle Länderpolizeien planen, den Elektroanteil im Fuhrpark zu erhöhen.

Vorneweg geht Niedersachsen, das seit 2016 mit dem (treffend benannten) Projekt „lautlos & einsatzbereit“ versucht, den Anteil der Elektroautos im Polizeidienst zu erhöhen und alte Dieselwagen durch vollelektrische und hybridbetriebene Autos zu ersetzen. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesumweltministerium und das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.

Bundesregierung verfehlt Ziele im eigenen Fuhrpark

Der geringe Anteil von E-Autos ist nicht nur bei der Länderpolizei zu finden, sondern zieht sich auch durch andere Bereiche der öffentlichen Flotten. So ist etwa auch die Bundesregierung noch zum allergrößten Teil mit fossilen Antrieben unterwegs. Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion geht hervor, dass insgesamt nur 2,1 Prozent der Fahrzeuge im Fuhrpark der Regierung derzeit elektrisch betrieben werden.

Vor zwei Jahren hatte die Bundesregierung noch beschlossen, dass künftig mindestens 20 Prozent der Fahrzeuge in ihrem Fuhrpark E-Autos sind. In zwei Drittel der Ressorts wird dieses Ziel aber derzeit verfehlt.

Im Tesla auf Verbrecherjagd

Der Grünen-Verkehrspolitiker Stephan Kühn sprach von „peinlichen Zahlen“. Wenn Deutschland zum Leitmarkt für die Elektromobilität werden solle, müsse die Bundesregierung selbst zum Vorbild werden. Angesichts der industriepolitischen Bedeutung der Elektromobilität für den Automobilstandort Deutschland seien die Zahlen ein „Armutszeugnis“, kritisierte Kühn. „Damit die Elektromobilität in Fahrt kommt, brauchen wir jetzt eine Beschaffungsoffensive für öffentliche Flotten und Fuhrparks.“

Andere Länder gehen die Sache übrigens deutlich aktiver an, auch bei der Polizeiausstattung. In der Schweiz, Luxemburg und der kanadischen Provinz Ontario gehen die Gesetzeshüter nämlich ab sofort im Tesla auf Verbrecherjagd.

Die teureren Anschaffungskosten würden langfristig durch geringere Betriebskosten wettgemacht, heißt es etwa von der Basler Polizei, die sieben Model X für ihre Flotte gekauft hat. Und noch einen Vorteil haben die E-Streifenwagen: Denn das Anschleichen an Bösewichter funktioniert deutlich besser ohne brummenden Verbrennungsmotorenlärm.

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