Das Geschäft mit Stromspeichern fürs private Eigenheim boomt. Derzeit verdoppelt sich der Absatz jedes Jahr. Auf der Fachmesse Intersolar in München überbieten sich Anbieter aus dem In- und Ausland mit Batterien für den Keller. Diese speichern den auf dem Dach produzierten Sonnenstrom und machen ihn so auch bei Regen und nachts direkt für die Bewohner nutzbar.

Doch meistens gilt leider auch: Die Speicher enthalten seltene Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt, die unter ethisch fragwürdigen Zuständen gewonnen werden. Zudem ist das Recycling der gebrauchten Zellen ökologisch belastend. Manchen Fan von Sonnenstrom halten diese Nachteile vom Kauf einer Batterie ab, schließlich steht Umweltverträglichkeit bei ihnen häufig ganz oben in der Werte-Tabelle.

Das Start-up VoltStorage hat einen Heimspeicher entwickelt, der aufgrund seiner Technologie fast vollständig ohne bedenkliche Inhaltsstoffe auskommt. Günstiger und haltbarer als bei den meisten Konkurrenten soll die Batterie zudem auch sein.

Speicher ohne Bleisäure oder Kobalt

Die Innovation nutzt die Vanadium-Redox-Flow-Speichertechnologie. Auf die Idee gebracht hatte Mitgründer Michael Peither vor einigen Jahren ein Auftrag seiner Eltern: Sie suchten einen Stromspeicher ohne problematische Materialien wie Bleisäure oder Kobalt. „Diese Batterien gab es – allerdings nicht fürs Eigenheim, sondern in großen Schiffen oder industriellen Anwendungen“, erinnert sich Peither. Wegen ihres Gewichts ist die Technologie nicht für kleine Produkte wie Laptops oder Handys geeignet. Bei einem Stromspeicher im Keller spielen Größe und Gewicht aber nur eine Nebenrolle.

Einige Zeit tüftelte Peither mit seinen zwei Mitgründern Jakob Bitner und Felix Kiefl an der Umsetzung einer Redox-Batterie für den Hausgebrauch, vor wenigen Monaten schließlich starteten sie eine Testserie. Jetzt gehen die ersten Serienmodelle der VoltStorage-Lösung in den Verkauf. Sie sind so groß wie ein Kühlschrank und enthalten unter anderem 220 Liter eines Elektrolyts.

Die Flüssigkeit unterscheidet die Technologie von Lithium-Batterien, wie sie üblicherweise in Stromspeichern eingesetzt werden. Anders als diese altert die Batterie aus München auch nicht und kann sich nicht selbst entzünden. Das Prinzip ähnelt dem einer Brennstoffzelle, bei der ebenfalls Elektrolyte durch Membranen fließen und Strom produzieren. Nötig sind für die alternative Batterie vor allem Aluminium, Grafit, Schwefelsäure und das Metall Vanadium. Sie lassen sich einigermaßen umweltschonend gewinnen und recyceln. 95 Prozent des gesamten Systems sind nach Firmenangaben wiederverwendbar.

10 bis 15 Jahre Lebensdauer

„Unsere Rohstoffe sind günstig, deshalb können wir die Batterie am unteren Rand des Preisspektrums anbieten“, sagt Mitgründer Felix Kiefl. Der Markt ist heiß umkämpft, viele Kunden wollen bei allem Umweltbewusstsein möglichst wenig in eine Batterie investieren. Bei VoltStorage ist sie auf zehn bis 15 Jahre Lebensdauer ausgerichtet.

Produzieren lassen die drei Münchener Gründer die Basisteile aus Kunststoff in China. Die High-Tech-Anteile allerdings werden in Bayern hinzugefügt. „Die Automatisierung der Zellenfertigung war unsere große Herausforderung“, verrät Kiefl. Inzwischen haben die drei ehemaligen Studenten der TU München diese aber auch im Griff und konnten mit ihrem Speicher so bereits Investoren aus den USA und der Schweiz überzeugen.

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