Es ist ein gewagter Plan, mit dem der Unternehmer Michael Mronz nicht nur die Politik ins Boot geholt hat, sondern auch große Teile der NRW-Industrie von e.Go bis Evonik – die Rhein-Ruhr-Region soll sich um die Olympischen Spiele 2032 bewerben.

Wie soll das klappen in einem Land, in dem Bürger sogar gegen emissionsfreie Stromproduktion demonstrieren? „Wir wollen ein Momentum erschaffen“, erklärt Günther Schuh. Der Professor der RWTH Aachen steht derzeit mit seinem selbstentwickelten E-Auto e.Go Life ohnehin im Licht der Öffentlichkeit und unterstützte Mronz vergangene Woche beim Kongress „Metropolitan Cities“.

Die Mobilitätskonferenz soll es ab sofort jährlich geben, als Austauschfläche für „branchenübergreifende Zukunftskonzepte“, so das selbstgesetzte Ziel. Oder, wie CDU-Ministerpräsident Armin Laschet sagte: „Alle ins Boot zu holen.“

Das Boot NRW steht ohnehin vor großen Infrastrukturreformen. „Es gibt Zukunftsthemen wie Glasfaser, der neue Mobilfunkstandard 5G, die stehen ohnehin an“, sagt Mronz. Und Bundeswirtschaftsminister Altmeier rahmt direkt das ganz große Bild ein: „Wir wollen Vollbeschäftigung, dafür brauchen wir eine Wachstumsstrategie und da spielt das Ruhrgebiet eine entscheidende Rolle.“

Sexy Namen für wichtige Reformen

Also hat Mronz die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ gegründet: „Digitalisierung und Vernetzung kennen keine Grenzen, deswegen können keine Kommune, kein Landkreis und kein Unternehmen Lösungen isoliert erarbeiten. Wenn wir als europäischer Player auftreten, haben wir die historische Chance, die großen Zukunftsthemen und Exportschlager als First Mover anzugehen“, sagt er.

Und die Themen stehen vor der Tür. Etwa für den Ausbau der Netze: Breitband für schnelle Internet, Stromleitungen für die Erneuerbaren Energien und Verkehrswege für die Mobilität. Autonome Autos brauchen möglicherweise andere Straßen, Elektroautos ein Ladenetz, ein Bahnausbau mehr Schienen und um die Klimaziele zu erreichen, könnte eine dezentrale Energiewende der günstigste Weg werden. Wer böse ist könnte sagen: NRW ist in manchen Bereichen nicht ‚First Mover‘, sondern ‚First Nachholer‘.

Damit es nun also schnell voran geht und alle an einem Strang ziehen – nicht jedem erschließt sich so ein abstrakter Vernetzungsausbau auf Anhieb – steht am Ende also das große Ziel der Olympischen und Paralympischen Spiele. Zunehmend finden solche großen Sportereignisse ja in Autokratien statt, die Infrastrukturprojekte auch gegen die Bürger durchsetzen. An Rhein und Ruhr hingegen soll es die ersten nachhaltigen Spiele geben.

Nachhaltige Olympische Spiele

Die ökonomische Nachhaltigkeit entsteht etwa dadurch, dass die Metropolregion schon über genügend adäquate Sportstätten verfügt. Reiten in Aachen, Fußball in Dortmund, Schwimmen in Duisburg und Hockey in Köln – das klingt zumindest heute, 14 Jahre vor den Spielen, nicht abwegig.

Zur ökologischen Nachhaltigkeit gehören dann vor allem wenn schon nicht kurze, dann doch saubere Wege. Wenig Stau, wenig Abgase und schnell sollen Fans und Sportler unterwegs sein – und idealerweise auch alle, die mit Olympia nichts am Hut haben. Einer von mehreren Punkten, bei denen die NRW-Bewerbung aus den Hamburger Fehlern von 2015 gelernt hat.

„Mit der E-Mobilität stoßen wir etwas grundlegend Veränderndes an“, sagt Peter Altmeier – erklärte in Aachen aber auch, dass neben dem Antrieb die Software ebenfalls eine wichtige Rolle spielen werde. Vielleicht werde er selbst 2032 seinen Rollator ins selbstfahrende Auto schieben und dann entspannt vorbeifahren, fügte er humorig an. Mit 74 Jahren bleibt ihm das hoffentlich noch erspart.

„Wenn man wirklich nachhaltige Spiele will, dann muss man jetzt beginnen“, sagte Laschet und lobte e.Go-Entwickler Günther Schuh: „Dann müssen wir etwa schon jetzt ein elektromobiles Stadtfahrzeug entwickeln.“ Schuh hat ja bereits einen autonomen Bus in petto, den e.Go gemeinsam mit dem Zulieferer ZF entwickelt:

Beim IOC, dem olympischen Organisationskomitee, kamen die Pläne übrigens gut an – Christoph Dubi, Olympic Games Executive Director, begrüßt die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“. Aber auch wenn die Spiele nicht nach NRW kommen würden – ein großes Zukunftspaket schadet ja nicht. Ein erstes Beispiel: Auf dem Flughafen Merzbrück bei Aachen entsteht künftig eine Heimat für das elektrische Fliegen. Das Land stellt dafür im kommenden Jahr vier Millionen Euro zur Verfügung.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert