Der Akku in Teslas Model X ist schon groß, aber selbst wenn man alle Akkus aus den Autos herausholen und zusammenschließen würde, könnten sie Norwegen nicht das Wasser reichen. Denn durch seine Wasserkraftwerke und Pumpspeicher taugt das Land schon länger zum Stromspeicher für Deutschland.

Pläne einer Verbindung der beiden Stromnetze über das Seekabel Nordlink gibt es schon länger, seit heute wird es im Wattenmeer der deutschen Nordseeküste verlegt. Vom schleswig-holsteinischen Deich bei Büsum durch das Wattenmeer bis südwestlich der Insel Sylt wird der Übertragungsnetzbetreiber Tennet in den kommenden Wochen 99 Kilometer Stromkabel in den Meeresboden einbringen. Von Sylt aus sollen 2019 weitere 55 Kilometer bis zu den dänischen Hoheitsgewässern installiert werden, wie Tennet am Montag mitteilte.

623 Kilometer für 2 Milliarden

Die Kabelverlegung zwischen Deutschland und Norwegen erfolgt in mehreren Etappen über eine Gesamtlänge von 623 Kilometern. Das Stromkabel soll den Austausch von deutscher Windenergie und norwegischer Wasserkraft ermöglichen. Bis zu zwei Milliarden Euro sind für das Gesamtprojekt mit Kabelverlegungen, Konverterstationen und Umspannwerken veranschlagt.

Das klingt zunächst nach einer Menge Geld. Aber am Ende dürften vor allem deutsche Haushalte dadurch sparen. Die Nordlink-Leitung wird eine Kapazität von 1400 Megawatt haben, was der Leistung eines Atomkraftwerks entspricht. 3,6 Millionen Haushalte könnten so norwegischen Strom beziehen, wenn in Deutschland kein Wind weht, keine Sonne scheint oder fossile Kraftwerke wegen Hitze auf Sparflamme laufen. Das Projekt soll 2020 abgeschlossen werden.

Das 134 Kilometer lange Seekabel in norwegischen Hoheitsgewässern der Nordsee ist nach Tennet-Angaben fertiggestellt. Es wird auf dem norwegischen Festland über eine 53 Kilometer lange Freileitung voraussichtlich 2019 mit der Konverterstation Tonstad verbunden sein. Das 228 Kilometer lange Zwischenstück in der dänischen Nordsee wird in diesem und im nächsten Jahr eingebracht und angebunden.

Strenge Naturschutzauflagen

Zwischen dem Büsumer Deich und der Konverterstation Wilster (Kreis Steinburg) soll im nächsten Jahr ein 54 Kilometer langes Erdkabel verlegt werden. In Wilster wird der einfließende Gleichstrom in Drehstrom umgewandelt und ins Netz eingespeist. Er soll Haushalte und Betriebe mit Strom aus Wind- und Solarenergie beziehungsweise Wasserkraft versorgen.

Der Übertragungsnetzbetreiber verwies darauf, dass die Seekabelarbeiten im Wattenmeer in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden ausgeführt würden, die strenge Auflagen gemacht hätten. Durch eine „umfassende naturschutzfachliche Baubegleitung“ werde im Nationalpark Wattenmeer so umsichtig und rücksichtsvoll wie möglich vorgegangen.

Aus Sicherheitsgründen sollten Touristen und Wattwanderer abgesperrte Flächen nicht betreten und von Ankerseilen weiträumig Abstand halten. Der Landesschutzdeich von Neuenkoog bei Büsum sei bereits 2017 mit zwei Horizontalbohrungen und Leerrohren unterquert worden, in die in diesem Herbst das Seekabel eingezogen werden soll.

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1 Kommentar

  1. Florian

    Gut zu wissen, dass der Landesschutzdeich von Neuenkoog bei Büsum mit Horizontalbohrungen und Leerrohren unterquert ist. Das letzte Jahr war ich dort wattwandern und habe alles gesperrt gefunden. Jetzt ist es mir klar. Danke für den Beitrag! https://www.erlerbohrtechnik.at/kontakt/bayern

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