Londons Citymaut ist richtig teuer: Seit 2003 müssen Autofahrer, die unter der Woche tagsüber in die Innenstadt fahren wollen, eine „Congestion Charge“ von 11,50 Pfund, umgerechnet knapp 13 Euro, bezahlen. Für Elektroautos und einige Hybride entfällt die Maut bislang.

Jetzt will die britische Hauptstadt noch mehr: Bald soll in einer Straße die Durchfahrt nur noch für emissionsfreie Fahrzeuge erlaubt sein. Mit dieser Maßnahme, die Elektro- und die wenigen Brennstoffzellenautos fördert, will die Stadtregierung die hohe Stickoxidbelastung senken, sagte Ruth Calderwood, Luftqualitätsmanagerin des Innenstadtdistrikts City of London, der „Financial Times“.

Welche Straßen künftig nur noch für Elektroautos freigegeben werden sollen und ab wann die Maßnahme gilt, hängt laut Calderwood noch von mehreren Faktoren ab. Die Stickoxidwerte liegen in einigen Teilen Londons deutlich über den gesetzlichen Grenzwerten. Allerdings soll erst einmal abgewartet werden, wie sich andere Maßnahmen auf die Stickoxid-Belastung auswirken. Seit Oktober 2017 greift eine von Londons Bürgermeister Sadiq Khan eingeführte Zusatzgebühr für Autos, die mehr als zehn Jahre alt sind. Diese müssen zu jeder Tages- und Wochenzeit zusätzlich zur Congestion Charge einen Aufschlag von zehn Pfund (11,20 Euro) pro Tag zahlen, wenn sie in die Innenstadt einfahren wollen.

Dennoch ließ Calderwood gegenüber der „FT“ durchblicken, dass die bisherigen Pläne wohl nicht ausreichen dürften, um die Belastung flächendeckend zu reduzieren. Besonders in dem weltbekannten Finanzzentrum in der City of London liegen dicht bebaute und viel befahrene Straßen, an denen die Messwerte besonders hoch sind. Laut dem britischen Magazin „Auto Express“ lagen im Jahr 2016 an den Straßen Walbrook Wharf und Beech Street die Werte mehr als das Doppelte über dem EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.

„Wir wollen nichts einführen, was zu einem Problem wird“

Trotz ihrer Äußerungen ist sich Calderwood nicht sicher, ob das Aussperren der Verbrenner auf einigen Straßen das richtige Konzept ist. „Wir müssen die Verfügbarkeit der Fahrzeuge sicherstellen“, sagte sie der „FT“. „Wir wollen nichts einführen, was zu einem Problem wird.“

Während sich viele deutsche Stadtregierungen mit Fahrverboten noch schwer tun – in Düsseldorf etwa wurden sie aus dem neuen Luftreinhalteplan für 2019 wieder gestrichen – sind andere Metropolen schon weiter. Paris hat einige Straßen bereits komplett für den Straßenverkehr gesperrt und will in einigen Jahren gar keine Dieselfahrzeuge mehr in der Innenstadt erlauben. Zudem plant die Bürgermeisterin Anne Hidalgo einen starken Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur.

Ringt sich London zu den von Ruth Calderwood vorgestellten Plänen durch, könnte die britische Hauptstadt eine der ersten Metropolen mit Straßen ausschließlich für Elektroautos werden.

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