Das Berliner Start-up GoEuro hat von Investoren bislang beeindruckende 150 Millionen Euro eingesammelt. Die Plattform kommt mit dem Anspruch, „das Reisen zu vereinfachen“. Sie vermittelt über die Grenzen hinweg Bus- und Bahnfahrten, Flüge und auch die entsprechenden Tickets. So ähnlich versprechen das einige Anbieter im Netz, doch sie sind weit weniger erfolgreich darin, Geldgeber zu finden. Was macht GoEuro also so attraktiv für Investoren?

Firmengründer Naren Shaam ist sich sicher: „Wir sind die einzigen, die alle Transportmöglichkeiten auf einer Plattform zusammenbringen.“ Diese Plattform ist für zwei Drittel der Nutzer das Handy, und bei einem ganzen Kontinent mit Dutzenden Ländern ist das Ziel tatsächlich nicht einfach zu erreichen.

1000 Unternehmen und Verkehrsbetriebe gibt es ungefähr in Europa, schätzt Shaam. Mehr als 600 hat GoEuro nach eigenen Angaben als Partner gewonnen, in 14 Ländern. Die Transporteure reichen vom kleinen Busunternehmen bis zu Mega-Konzernen wie der Deutschen Bahn oder SNCF in Frankreich. Und egal, wohin die Reise geht: GoEuro will Passagieren die Verbindungen dafür liefern und ihnen am liebsten auch gleich die Tickets verkaufen. Ob die Reisende bei der Buchung in Peking sitzt oder gerade den Hauptbahnhof in Köln betritt, ist dabei egal: Bezahlt wird mobil, die Tickets kommen aufs Handy – und los geht es.

Wie schwierig das Reisen in Europa sein kann, musste der gebürtige Inder Shaam vor sechs Jahren selbst erfahren. Als er mit dem Rucksack durch den Kontinent fuhr, stellte er rasch fest, wie vielfältig Europa und seine Infrastruktur ist. Wer weiß vorab schon, wie die spanische Bahn heißt und auf welcher Website sie zu finden ist? Oder welche Buslinie zwischen Warschau und Wien fährt?

Das rasante Wachstum funktioniert nicht ohne Reibungen

Der gelernte Mathematiker Shaam gründete kurzerhand ein Unternehmen und machte sich daran, den von ihm entdeckten Mangel zu beheben. Heute verknüpft GoEuro Fahrpläne und Buchungssysteme in immer mehr Ländern. Die Entwickler konzentrieren sich vor allem auf Bahn und Bus, denn für Flüge gibt es schon einige Suchmaschinen. So werden Flugverbindungen bei GoEuro zwar angezeigt, sie sind aber nur eine von mehreren Optionen für die Reise.

Für die junge Firma gilt ganz offenbar der Grundsatz eines Wachstums um jeden Preis. Gerade erst wurden die Ukraine, Norwegen und Finnland „eingemeindet“. In einem Jahr soll der gesamte Kontinent per Handy bereist werden können, verspricht Shaam.

So bequem diese Form der Reiseinformation auch sein kann – das rasante Wachstum funktioniert nicht ohne Reibungen. So kann es passieren, dass für eine einfache Verbindung zwischen Deutschland und Frankreich an einem Tag keine Zugverbindung angezeigt wird, für den nächsten Tag aber doch. Ein Blick auf die Seiten von Bahn und SNCF zeigt: Selbstverständlich wird die Strecke täglich bedient. Woher dennoch die Fehlermeldung kommt, macht auch GoEuro ratlos: „Wir arbeiten noch daran, solche Probleme zu beheben, wie sie bei grenzüberschreitenden Zugverbindungen auftreten können“, teilt die Pressestelle lediglich mit.

Der Beliebtheit der Seite tut das keinen Abbruch. 20 Millionen Nutzer aus 120 Ländern nutzen pro Monat die Plattform für ihre Reiseplanung, teilt GoEuro stolz mit. Gründer Shaam will übrigens im Mobilitätsbereich bleiben. Hotelvermittlungen kämen für ihn nicht in Frage, sagt der 36-Jährige. „Dieser Markt ist doch längst vergeben“, sagt er. „So viele unterschiedliche Transportanbieter wie wir vereint hingegen niemand auf einer Plattform.“

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