Wenn Autos über die Carrera-Rennbahn rasen, ist das für Kinder ziemlich cool. Ein altes Prinzip, das jetzt erstmals auch auf die Straße übertragen wurde: Statt Spielzeugautos werden über die Schienen im Asphalt Elektroautos während der Fahrt mit Strom versorgt. Die zwei Kilometer lange „eRoadArlanda“ in Schweden ist damit weltweit einmalig.

Dass gerade in Skandinavien diese innovative Technik getestet wird, hat einen guten Grund. Das Land, in dem früher die Wikinger regierten, hat sich hohe klimatische Ziele gesteckt und den Abgesang der fossilen Brennstoffe eingeläutet: Bis 2030 soll kein Benziner mehr fahren. So schnell wie möglich soll vor allem der Schwerlastverkehr von Schadstoffen befreit werden. Stromschienen sind dafür eine interessante Wahl. Denn sie haben das Potenzial, weltweit die Attraktivität der Elektroautos voranzubringen. Noch immer sind die geringe Reichweite und die lange Ladezeit Kaufbremsen.

Bei der Schiene in der Straße wird der Strom nicht mittels Induktion, sondern per Kontakt übertragen. Über einen Stromabnehmer am Boden nehmen die Fahrzeuge die Energie, aus den in der Straße verlegten Schienen, auf. Das soll nach Angaben des Entwicklers Elways effizienter sein. Fahrzeuge, die die Technik nutzen wollen, müssen daher eine dafür notwendige Ladeelektronik samt Batterie und einen Ausleger an Bord haben.

Patentierte Stromschienen

Getestet wird die Technik auf der öffentlichen Straße 893 zwischen dem Arlanda Cargo Terminal und dem Rosersberg Logistikgebiet, knapp 50 Kilometer nördlich von Stockholm. Vorerst wird die zwei Kilometer lange Schiene von einem speziell entwickelten Lkw genutzt. Später sollen auch Elektroautos über die Schienen rollen.

Die patentierte Technologie soll völlig ungefährlich sein. Die 15 Millimeter schmalen Schienen sind wetterfest und die beiden Stromleitungen liegen in sechs Zentimetern Tiefe. Steht Salzwasser auf der Straße, soll es an der Oberfläche nur eine Spannung von einem Volt geben. Selbst barfuß darüber zu gehen, wäre ungefährlich.

Das 6,3 Millionen Euro-Projekt „eRoadArlanda“ ist bereits das zweite Projekt einer elektrifizierten Straße in Schweden. Vor zwei Jahren wurde auf einem Straßenabschnitt 140 Kilometer nördlich von Stockholm, das Aufladen von Hybrid-Lastwagen über Oberleitungen erprobt. Die Schienen haben dagegen aber einige Vorteile: Sie können alle Elektrofahrzeugen und nicht nur Lkw oder Bussen laden.

Schnell verlegt und niedrigere Kosten

Die Investitionskosten seien je Kilometer niedriger als bei Oberleitungen, so Angaben von Vattenfall, die neben dem Innovationsunternehmen Elways und der Bau- und Infrastrukturgesellschaft NCC an diesem einzigartigen Entwicklungsprojekt im Auftrag der staatlichen Verkehrsbehörde Trafikverket beteiligt sind. Außerdem wird das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt und die Technik kann in existierende Infrastruktur eingebaut werden. Ein Kilometer Schiene soll nach Angaben der Betreiber bereits in einer Stunde verlegt sein.

Die Stromschiene arbeitet laut eRoad Arlanda vollautomatisch. Sensoren erkennen, wann ein Fahrzeug die Schiene nutzt. Nur dann fließt der Strom. Setzt das Auto zum Überholen an oder biegt es ab, fährt der Stromabnehmer automatisch hoch. Das System berechnet gleichzeitig die Energieaufnahme des Fahrzeuges, um die Kosten pro Fahrzeug zuzuordnen.

Eine Technologie, die Hans Säll, Vorsitzender des eRoadArlanda-Konsortiums und Business Development Director bei NCC, in der ganzen Welt einführen möchte. Zuerst liegt der Fokus aber auf Schweden, wo bis zu 20.000 Kilometer Autobahnstrecke mit Stromschienen ausgestattet werden könnten.

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