Im vergangenen Jahr sind Philipp Müller und seine Mitstreiter mit ihrem Start-up Fleetbird umgezogen. Dorthin, wo sie künftige Mitarbeiter vermuten, wo sie sich unterstützt sehen und sich wohlfühlen. Nein – die Jungunternehmer sind nicht nach Berlin gegangen. Dort waren sie nämlich schon. Fleetbird siedelte vielmehr von der Hauptstadt nach Dortmund um. Ausgerechnet. Und der ungewöhnliche Schritt war goldrichtig. Die kleine Firma wächst rasant und sie ist – auch das anders als die meisten Neugründungen – profitabel.

„Die Region wird als IT-Standort total unterschätzt“, sagt Philipp Müller. Er muss es wissen, denn er ist hier aufgewachsen und hat in Witten BWL studiert. Inzwischen residiert die junge Firma in einem schönen Coworking-Gebäude am Stadtgarten von Dortmund.

Bei Fleetbird ist Philipp Müller der Einzige mit Wirtschaftshintergrund. Die übrigen 16 Mitarbeiter sind IT-Spezialisten, die eine Software für Mobilitäts-Sharing entwickeln. Was genau das Start-up macht, ist in einem Satz aber nicht immer leicht zu erklären. „Das Produkt ist manchmal schwer zu vermitteln“, räumt der 30-jährige Müller ein. Einfacher wird es, wenn er erzählt, wo die Fleetbird-Software zum Einsatz kommt: Sie regelt für die Anbieter von E-Roller-Sharing die gesamte Abwicklung. Von der Anmietung über die Bezahlung bis zur Übermittlung der Fahrzeugdaten. „Wir liefern die Technologie, mit der die Sharing-Firmen überhaupt erst arbeiten können“, sagt Müller.

Sharing mit E-Rollern rentiert sich schneller als mit Autos

Elektrische Roller sind einer der am schnellsten wachsenden Sharing-Märkte im gesamten Mobilitätsbereich. Und der einzig profitable, vermutet Müller. Carsharing verschlingt ungeheure Investitionen und lohnt sich bislang nicht einmal für Milliarden-Konzerne. Das zeigt aktuell der Zusammenschluss von Car2Go und DriveNow. Weder Daimler und BMW schafften es bislang, ihr Sharing-Geschäft alleine wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben.

Bei Rollern ist das anders. Die Miete pro Kilometer ist nur ein wenig niedriger als für ein Auto. Dafür kosten die elektrischen Zweiräder in der Anschaffung aber nur ein Zehntel. Außerdem sind Versicherung, Wartung und Reparaturen wesentlich günstiger. Das bedeutet: Roller rechnen sich in den Städten schneller als Autos.

Von 400 auf 4000 Roller in einem Jahr

Scooter-Sharing gibt es inzwischen in ganz Europa. Und Fleetbird ist fast überall dabei. „Vor einem Jahr haben unsere Kunden 400 Roller betrieben. Heute sind es schon 4000“, sagt Firmenchef Müller. Ein Modul, das die Fleetbird-Software enthält, macht die Zweiräder „intelligent“. So lassen sich in der Firmenzentrale etwa Daten zu Standort, Batteriestand oder Kilometerleistung überwachen.

Besonders stark ist der Markt mit geteilten Rollern in Spanien – nachvollziehbar, angesichts der dortigen klimatischen Verhältnisse. Aber auch in Mitteleuropa fahren in vielen Städten E-Scooter mit Hilfe der Fleetbird-Programme. „Wir haben viel Glück gehabt und sind mit unseren Kunden gewachsen“, bilanziert Philipp Müller die ersten Geschäftsjahre. Die verliefen sogar so gut, dass die junge Firma sich bislang selbst finanzieren konnte. In der Welt der Business Angels und Venture-Gesellschaften ist das die absolute Ausnahme.

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