Um Henrik Fisker war es lange still. Der dänische Designer, der vor Jahrzehnten so spektakuläre Fahrzeuge wie den BMW Z8 und den Aston Martin DB9 schuf und später für Tesla das Model S gestaltete, hatte sich 2007 in Kalifornien mit einem eigenen in das Automobilgeschäft eingestiegen. Das Projekt Karma scheiterte krachend – nach dem Bau von rund 2000 Hybridautos vom Typ Karma war Fisker Automotive 2013 pleite, obwohl Risikokapitalgeber fast 1,5 Milliarden Dollar in das Unternehmen gepumpt hatten. Schwierigkeiten mit den Akkus von A123 und der anschließende Bankrott des US-Zulieferers warfen Fisker aus der Bahn. Die Insolvenzmasse von Fisker Automotive erwarb ein chinesischer Konzern, Fisker selbst konnte nur die Rechte an seiner Automarke retten.

Doch das 56-Jährige Stehauf-Männchen ließ sich dadurch nicht entmutigen. Bereits 2016 gründete er sein nächstes Automobilunternehmen – Fisker Inc. Und nun präsentierte er mit dem „Ocean“ das erste Produkt der neuen Gesellschaft: Einen vollelektrischen SUV von 4,64 Metern Länge, der mit einem 80 Kilowattstunden großen Akku knapp 480 Kilometer weit fahren soll. Bei strahlendem Sonnenschein könnten es noch ein paar Kilometer mehr werden. Denn das Dach des Viertürers ist komplett mit Solarzellen bedeckt. Fisker versprach bei der Vorstellung der ersten Bilder vom Auto, dass auf diese Weise Fahrstrom für rund „1000 Meilen“ (1600 Kilometer) gewonnen werden könnten.

Aber nicht nur aus diesem Grund pries der Elektropionier seine Entwicklung als das „nachhaltigste Auto der Welt“. Um die Ökobilanz zu verbessern, bestehen große Teile des Fahrzeugs aus recycelten Materialien. So wurden die Teppiche aus alten Fischernetzen und anderen Nylon-Abfällen gewonnen, die aus den Ozeanen gezogen wurden. An anderen Stellen wurde Fasern eingesetzt, die aus alten Plastikflaschen und ausrangierten T-Shirts gewonnen wurden. „Recycling spart beeindruckende Mengen an Energie und reduziert in erheblichem Maße die Emissionen klimarelevanter Gase“, forderte der Chefentwickler andere Autohersteller zur Nachahmung auf.

Ocean Front
Schmale LED-Scheinwerfer und ein großer Kühlerschlund prägen die Front des Fisker Ocean.
© Copyright Fisker

Neue Wege will Fisker aber auch bei der Vermarktung des Fahrzeugs gehen, das Ende 2021 in Produktion gehen und 2022 in größeren Stückzahlen in den Handel kommen soll: Über eine Smartphone-App soll das Auto zu flexiblen Konditionen geleast werden können. Die genauen Konditionen will das Unternehmen am 27. November bekannt geben, wenn die Fisker-App freigeschaltet wird. Ab dann wird das Unternehmen auch Bestellungen für das Fahrzeug entgegennehmen. Aber vielleicht sollte man damit noch etwas warten. Zumindest bis zum 4. Januar kommenden Jahres, wenn Fisker bei einem privaten Event – das weltweit übertragen wird – einen voll funktionsfähigen Prototypen des „Ocean“ präsentieren wird. Denn die Bilder, die heute veröffentlicht wurden, geben nur eine erste Vorstellung vom Exterieur des Sport Utility – und sollen Appetit auf mehr machen.

Ozean-Riese
Glatte Flächen und ausgestellte Radhäuser lassen den „Ocean“ mächtig erscheinen.
© Copyright Fisker
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1 Kommentar

  1. Duesendaniel

    „Der SUV soll das nachhaltigste Elektromobil der Welt werden“. Da hat Herr Fisker die wesentlichen physikalischen Voraussetzungen dafür wohl nicht verstanden wie niedriges Gewicht, kleiner cw-Wert, wenig Rollwiderstand und wenig Bodenfreiheit. Egal, was er an diesem rollenden Panzer an tollen Ideen umsetzen wird, ein leichtes und kleines Auto kann das naturgemäß besser. ‚Greenwashing‘ nennt man sowas und sollte verboten, zumindest für jeden transparent gemacht werden. Eine ehrliche und direkte CO2-Steuer würde diesen Spuk schnell beenden.

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