Immer größere Feinstaubbelastung in den Städten, immer höhere CO2-Konzentration in der Atmosphäre, immer mehr verstopfte Straßen – möchte man diese Probleme nicht verschlimmern, sollte man das Auto so oft wie möglich stehen lassen und aufs Fahrrad steigen. Doch gerade im Winter fällt das schwer: Oft ist es draußen nass, vielleicht sogar glatt und vor allem dunkel. In der kalten Jahreszeit ist Radfahren gefährlich.

Aber es gibt Lösungen: Ein vorsichtiger Fahrstil, gute Lichter und Winterreifen fürs Fahrrad und für den Radfahrer eine Warnweste – und für den Notfall einen Fahrradhelm. Laut eines Gutachtens, das das Baden-Württembergische Verkehrsministerium in Auftrag geben hat, verhindern Helme bis zu 80 Prozent der Kopfverletzungen unter Schwerverletzten. Das ist bekannt. Trotzdem verzichten viele Stadtradler auf den Schutz, etwa weil sie die Helme zu hässlich oder unpraktisch finden. Sportradler hingegen sind so rasant unterwegs, dass der Schutz ihres Helmes mitunter nicht ausreicht und sie nach Unfällen auf Hilfe angewiesen sind. Kurz: Helme haben ein großes Innovationspotential. Die folgenden drei Konzepte wollen bestehende Probleme lösen, indem sie Schutz mit Stil und innovativer Technik verbinden.

Der Trendige

Modisch im Sattel
Den Fahrradhelm von Park & Diamond zieht man doch gerne an. Bonus: Wenn die Sonne scheint, kann man den Helm einfach etwas tiefer ins Gesicht ziehen, um nicht geblendet zu werden.
© Copyright Park & Diamond

Der faltbare Helm des US-amerikanischen Start-ups Park & Diamond sieht aus wie eine Sonnenkappe, wiegt nur 230 Gramm und lässt sich auf die Größe einer Wasserflasche zusammenrollen. Die Idee entstand nach einem Radunfall, bei dem die Schwester des Ingenieurs David Hall schwere Kopfverletzungen davontrug – wie 85.000 andere Amerikaner jährlich. Vier Monate lang lag sie im Koma. Hall fragte sich, wie das Radfahren sicherer gestaltet werden kann. 2015 gründete er gemeinsam mit Jordan Klein das Unternehmen Park & Diamond. Für den 2016 erschienen Helm-Prototyp gewann das Start-up bereits zahlreiche Preise. Die Unternehmer starteten eine Crowdfunding-Kampagne, bei der sie fast das Dreißigfache des ursprünglichen Finanzierungsziels eingenommen haben.

Trotz seines besonderen Designs ist der Helm sicher: Im Falle eines Aufpralls absorbiert er einen Großteil der Wucht, sodass das Verletzungsrisiko gemindert wird. Die Helme sind in elf Farben erhältlich und werden ab Mai weltweit geliefert. Kosten: ab 89 Dollar ohne Versand.

Der Smarte

Digitaler Hilferuf
Mit dem Mountainbike ist man oft alleine in abgelegenen Regionen unterwegs. Die Tocsen-App ruft nach einem Sturz um Hilfe, wenn man es selbst nicht mehr kann.
© Copyright Tocsen

Nur du und dein Mountainbike. Der Waldboden flitzt vorbei, du genießt die Geschwindigkeit. Doch dann ein Moment der Unaufmerksamkeit und schon kracht man zu Boden. Stille. Vorbei kommt niemand und um selbst mit dem Handy um Hilfe zu rufen, reicht die Kraft nicht. Mit der App von Tocsen kann das Handy das aber ganz alleine. Das Start-up hat einen Sturzsensor entwickelt, der sich an jedem Helm anbringen lässt. Bei einem Sturz analysiert er die Aufprallstärke. Liegt sie über einem Grenzwert, wird ein Signal ans Handy gesandt. Reagiert der Nutzer nicht darauf, gibt das Handy einen Notruf ab – je nach vorheriger Konfigurierung in der Tocsen-App beispielsweise an die nächstgelegene Bergwacht, an nahe Angehörige und an andere Tocsen-Nutzer, die sich in der Nähe aufhalten. Die Technik richtet sich vor allem an Mountainbiker. Die tragen zwar in der Regel einen Helm, sind aber aufgrund von Gelände und Geschwindigkeit besonders gefährdet, zu verunglücken und nicht bemerkt zu werden.

Das Crowdfunding von Tocsen ist beendet, ab dem zweiten Quartal sollen die ersten Sensoren geliefert werden. Für die Gründer Andreas Botsch, Malte Buttjer und Alexander Schuhmacher ist das jedoch nur der Anfang, denn bald wollen sie sich auch andere Sportarten vornehmen. Kosten: ab 59 Euro ohne Versand.

Der Strahlende

Schwer zu übersehen
Mit dem Leuchthelm von Lumos macht man im Dunkeln noch besser auf sich aufmerksam. Bremslichter helfen dabei.
© Copyright Lumos

Im dunklen Winter werden Radler auch mit korrekter Beleuchtung am Rad leicht übersehen. Deshalb sorgt die amerikanische Firma Lumos für noch mehr Licht und hat leuchtende Helme entwickelt. An der Vorderseite des Helms befindet sich ein weißer Lichtstreifen, hinten leuchtet ein Dreieck aus roten Lampen. Zu dieser Grundbeleuchtung kommen Blink- und Bremslichter. Der Helm ist kabellos mit einer Fernbedienung verbunden, die am Fahrradlenker montiert werden kann. Drückt der Radler die Taste, leuchten vorne und hinten gelbe Blinklichter auf. Bremst der Fahrer ab, bemerkt das der leuchtende Helm und aktiviert großflächige Bremslichter an der Rückseite des Helmes.

Eine App gibt Auskunft über die zurückgelegten Wege und den Ladestand der Batterie. Auch der Lumos Helmet wurde von Ingenieuren entwickelt, die das eigene Radfahren sicherer machen wollten. Ihre Entwicklung gewann zahlreiche Preise: Unter anderem kürte sie das TIME Magazin zu einer der besten Innovationen des Jahres 2018. Kosten: ab 129 Dollar ohne Versand.

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