Für Kosmopolitinnen gemacht, die schweiß- und emissionsfrei zur Arbeit gelangen wollen – mit dieser Verheißung trommelt der Heidelberger Hersteller Coboc für sein Elektrorad Seven Kanda. Vielleicht schwitze ich grundsätzlich mehr als die durchschnittliche Weltenbummlerin, die mit einem Lächeln im Gesicht von einem Termin zum nächsten düst, aber ganz ohne Anstrengung komme ich gerade an wärmeren Tagen doch nicht im Büro an. Vielleicht ist Tokio, in dem das namensgebende Viertel Kanda liegt, aber auch einfach weniger bergig als das Rheinland.

Trotzdem kann sich die Antriebseinheit des 15,7 Kilo leichten E-Bikes sehen lassen. Mit einer Motorleistung von 250 Watt und einer Akkukapazität von 352 Wattstunden gibt er vor allem beim Anfahren kräftig Schub und lässt mich den ein oder anderen Kollegen auf dem Radweg überholen. Und die vom Hersteller genannte Reichweite von circa 80 Kilometern ist durchaus realistisch, wie sich im Alltag zeigt.

Der Akku ist unauffällig im Rahmen versteckt und daher kaum zu erkennen. Anstelle eines Cockpits gibt es eine App fürs Smartphone, über die sich per Bluetooth die Motorunterstützung regeln lässt. Über einen Knopf am Rahmen wecke ich den Motor, blaue Lämpchen zeigen den Akkustand an. Um die Beleuchtung am Rad anzuschalten, halte ich den Knopf einfach länger gedrückt. Das Licht funktioniert einwandfrei und erhellt auch die dunkelste Seitengasse.

Der Nachteil des im Rahmen montierten Akku: Ich muss das gesamte Fahrrad zur Steckdose schleppen. In der dritten Etage eines Altbaus, mit engem Treppenhaus und ohne Aufzug, kann das zum Problem werden. Glücklicherweise konnte ich mein Testmodell im weitaus geräumigeren Verlagsgebäude laden. Das geht ziemlich schnell – nach nur zwei Stunden ist der Stromspeicher voll.

Schickes Design, hoher Preis

Während andere die Farbe des Aluminiumrahmens mit Begriffen wie „Elfenbein“ und „Tagua“ umschreiben, würde ich als Amateur-Kosmopolitin beim guten alten Weiß bleiben. Die Gabel ist aus Karbon. Das Rad hat eine Sieben-Gang-Kettenschaltung. Es macht in puncto Ästhetik einiges her, was ich bei einem Preis von knapp 4600 Euro allerdings auch erwarte. Mehr erhofft hätte ich mir dafür im Bereich Komfort. Das Rad ist sportlich, nirgends gefedert und hat einen harten Sattel. Jede Bordsteinkante, jedes Schlagloch spüre ich nicht nur am Sitz, sondern vor allem in den Handgelenken. An den Sattel kann ich mich nach ein paar Wochen gewöhnen. Aber der Schmerz in den Handgelenken bleibt, wenn ich vergesse im richtigen Moment den Lenker lockerer zu fassen.

Vielleicht bin ich altmodisch, vielleicht reicht mein Sportsgeist nicht aus, aber gerade für den Preis wünsche ich mir mehr Komfort. Außerdem ist das Kanda eindeutig ein Schönwetter-Rad. Die Reifen haben kein Profil und rutschen, gerade wenn es mal durch den Park geht. Außerdem sind die Schutzbleche extrem schmal.

Wieviel Härte mag die Kosmopolitin?

Der Duden übersetzt den Begriff Kosmopolitin mit Weltbürgerin. Die meisten meinen mit der Bezeichnung eine Person, die bereits viel von der Welt gesehen und einen entsprechenden Anspruch an Bildung, Kultur und Geschmack pflegt. Außerdem ist ihr die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nation nicht besonders wichtig. Während ich mich dieser Einstellung anschließen kann und sicher auch schon viele Ecken der Erde bereist habe, würde ich mich nicht als Kosmopolitin bezeichnen – zumindest wenn die Definition ein Fahrrad beinhaltet, das für fast 5000 Euro sehr unbequem ist.

Zwar hatte ich sehr viel Spaß in meinem guten Monat mit dem Rad und habe es genossen, mich umweltschonend und gesundheitsfördernd fortzubewegen. Aber wer kein Fan von sportlicher Härte ist oder das Geld lieber in einen Kleinwagen investieren möchte, findet auch für weniger als die Hälfte des Preises hochwertige Cityräder.

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