Die Idee klingt gut: Auf der Plattform von Drivy können Privatleute ihr Auto zur Vermietung anbieten. Die Fahrzeuge stehen ohnehin die meiste Zeit ungenutzt herum – warum sollte man sie also nicht besser auslasten? Seit 2010 war dies das Geschäftsmodell des in sechs Ländern aktiven Start-ups. Die privaten Besitzer vermieten ihre Fahrzeuge meist über einen ganzen oder sogar über mehrere Tage. Das unterscheidet sie von Carsharing-Firmen, die eher Kurzmieten vermitteln.

Nun ändert Drivy aber seine Ausrichtung: In Zukunft sollen auf der Plattform immer stärker kommerzielle Anbieter ihre Flotten vermarkten. Für die 50.000 Kunden in Deutschland ändert sich vermutlich wenig. Sie dürften allenfalls feststellen, dass Zustand und Alter der angebotenen Fahrzeuge sich verbessern.

Wagenübergabe ist oft kompliziert

Noch ist der Großteil der 6000 auf der deutschen Drivy-Seite angebotenen Autos in Privathand. Wenn diese Fahrzeuge eine Telematik-Box von Drivy besitzen, ist ihre Anmietung einfach: Eine App öffnet das Auto, Buchung und Abrechnung erfolgen ebenfalls über das Netz. Allerdings wird die Box bislang nur in Berlin, Hamburg und München angeboten.

Gerade ältere Fahrzeuge werden die Technologie auch künftig nicht verwenden können. Solche Wagen müssen weiterhin persönlich an den Mieter übergeben werden. Kompliziert und aufwändig, also nicht die ideale Option für die Generation E. Jasmin Pfrenzinger, die stellvertretende Country Managerin für Deutschland, wünscht sich, dass die Abwicklung für alle Drivy-Kunden einfacher wird. Sie sollen möglichst auf App und Telematik-Box zurückgreifen können. Daher der Strategieschwenk hin zu den kommerziellen Anbietern. Die vermieten fast immer nahezu neue Fahrzeuge, bei denen die Telematik-Box technisch und wirtschaftlich sinnvoll ist.

Zusätzliches Geschäft für Autovermieter

Im Carsharing-Markt ist viel in Bewegung, das stellt auch Drivy fest und will davon profitieren. „Aktuell drängen viele Flottenbetreiber in das Geschäft. Wir helfen ihnen dabei“, sagt Pfrenzinger. Das sind zum Beispiel kleine und mittelgroße Autovermietungen. Die können ihre Fahrzeuge in Zeiten einer schwächeren Auslastung bei Drivy einstellen. „Damit bekommen sie über unsere Seite ein zusätzliches Geschäft.“ Schließlich erreiche die Plattform wesentlich mehr Menschen, als das ein Mittelständler mit seinen Möglichkeiten in der Regel könne.

Selbst die Autohersteller kommen inzwischen auf Drivy zu, erzählt Pfrenzinger. Sie wollten in den Bereich der New Mobility expandieren, der für Daimler & Co. aber nicht das Kerngeschäft ist. „Über unsere Plattform können sie ihre neuen Ideen erst einmal testen“, sagt die Managerin. Sie sieht für die Zukunft eine Mischform von privaten und kommerziellen Autobesitzern auf der Firmen-Homepage. Den Kunden kann das nur Recht sein. Sie interessiert meist ohnehin nicht, wer hinter dem angemieteten Wagen steckt. Für sie zählt: Die Anmietung muss einfach und günstig sein.

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