Die Brennstoffzelle ist ein (Achtung, Wortwitz) Dauerbrenner unter den Elektro-Antrieben. Bisher wurde die Technologie aber meist in Elektro-Autos oder -Bussen genutzt. Die französischen Brennstoffzellen-Experten von Pragma Industries aus Biarritz wollen das ändern.

Und zwar mit einem alpha 2.0 getauften Wassertoff-Pedelec, das sie 2015 erstmals präsentierten. Angetrieben wird das E-Bike von einem 250 Watt starken Brose-Motor. Der erhält wiederum seine Energie von einer 150-Watt-PEM-Brennstoffzelle, die den benötigten Wasserstoff aus einem am Rad verbauten zwei Liter Gaszylinder bezieht. PEM steht hierbei für „Polymere Electrolyte Membrane“.

Kurz gesagt ist diese spezielle Membran für Protonen durchlässig, während Gase wie eben Wasserstoff nicht hindurchdringen. Der streift auf einer Seite der Membran seine Elektronen ab. Die so befreiten Protonen diffundieren anschließend durch die Membran und reagieren mit Sauerstoff-Ionen zu Wasser. So wandelt die Brennstoffzelle chemische in elektrische Energie um.

Kürzere Tankzeiten, längere Reichweite, volle Nachhaltigkeit

Als Zwischenspeicher verbaut Pragma eine Lithium-Ionen-Batterie, die 150 Wattstunden liefert und vor den Antrieb geschaltet ist. An einer Wasserstoff-Tankstelle, die eigens auf das Bike angepasst ist, dauert ein Tankvorgang nur zwischen ein und zwei Minuten. Eine „Tankfüllung“ reicht anschließend für bis zu 100 Kilometer und eine elektrische Unterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde, so der Hersteller.

Das ist deutlich mehr Reichweite, als normalerweise aus größeren Batterien gewonnen werden kann. Pragma begründet das mit der Temperaturunempfindlichkeit des Wasserstoffantriebs. Ein Sensor erfasst dauerhaft den Wasserstoff-Stand im System, woraus der Bordcomputer die verbleibende Reichweite auf den Kilometer genau berechnet und für den Nutzer darstellt.

So werden zwei Vorteile des alpha gegenüber herkömmlichen Elektro-Bikes offensichtlich: Während diese für Stunden an den Stecker müssen, reicht mit der Brennstoffzelle ein Bruchteil davon für die Ladung. Und die Reichweite muss sich gegenüber Steckdosenstrom auch nicht verstecken. Im Gegenteil: 100 Kilometer mit einem Tank sind deutlich am oberen Ende der Leistungsskala anzusiedeln.

Wird der Wasserstoff dazu noch aus regenerativen Quellen gewonnen, ist die CO2-Bilanz neutral. Die Pragma-Designer versuchen auch bei der Herstellung diesem Ziel möglichst nahe zu kommen, so haben sie auch die verwandten Materialien nach ihrer Langlebigkeit und Nachhaltigkeit ausgewählt.

Einzelkunden können erst 2019 mit Wasserstoff radeln

Zunächst wird das alpha 2.0 über ein Flottenkonzept vertrieben. Dafür werden zehn Fahrräder mit einer Ladesäule als Komplettpaket angeboten, das sich an Firmenkunden richtet. Dafür werden 150.000 Euro fällig, die sich jeweils zu 50 Prozent auf Tankstelle und Räder verteilen.

Die Ladesäule entwickelte der Pragma-Partner Atawey, ebenfalls ein französisches Unternehmen. Aus Wasser erzeugt sie mittels Elektrolyse Wasserstoff. Wie nachhaltig dieser Prozess ist, hängt davon ab, aus welchen Quellen der Strom für die Elektrolyse stammt.

Vorerst konzentriert sich das Unternehmen mit seinen mehr als zehn Jahren Erfahrung in der Brennstoffzellentechnik auf den heimischen, französischen Markt. Seine ersten Kunden will Pragma bei Lieferdiensten, Bike-Sharing-Anbietern oder staatliche Stellen finden.

2019 soll dann auch eine alpha-Version für Endkunden angeboten werden. Hierfür arbeitet Pragma momentan an einem alternativen, vor allem günstigeren Betankungssystem.

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