Wie sich seine Geschäftsidee eigentlich nennt, kann Nico Poletti gar nicht so genau sagen: Auto-Abo, Car Subscription, Smart Ownership? „Passt alles, erklärt es aber noch nicht ganz“, sagt der 36-jährige Münchner. Klar ist: Sein Start-up Cluno bietet Autos an. Die Kunden zahlen für deren dauerhafte Nutzung eine feste monatliche Rate. Beim Toyota-Hybrid Yaris sind das beispielsweise 369 Euro, ein Opel Corsa ist für 259 Euro pro Monat zu haben.

Klingt wie Vermietung oder Leasing – unterscheidet sich aber deutlich davon. Bei Cluno ist im Preis nämlich alles enthalten: Auto, Versicherung, Reparaturen – nur noch den Sprit zahlen die Fahrer selbst. Bei einer Kreditrate von 369 Euro hätte man beispielsweise den Yaris in rund fünf Jahren abbezahlt. Aber das ist eben nur der Kaufpreis.

„Eine flexible All-In-Lösung“, sei das, erläutert Poletti. Für Cluno-Kunden bedeutet es vor allem: Keine Kopfschmerzen mehr darüber, wieviel Geld tatsächlich in den Wagen fließt. Und die Freiheit, ganz spontan auch einmal ein anderes Auto zu fahren.

Poletti kennt die Autobranche genau: „Angefangen habe ich tatsächlich als Tankwart“, erzählt er lachend. Später studierte er Kfz-Wirtschaft und war unter anderem Verkäufer und Geschäftsführer eines Porsche-Händlers. Sein erstes Start-up verkaufte Poletti schließlich 2010 an die Autoscout-Gruppe und gründete mit Cluno umgehend die nächste Firma.

Sieben Millionen Euro Kapital eingesammelt

Die leitet er heute unter anderem mit seiner Frau Christina, die seine Leidenschaft teilt. „Uns begeistert es, eine Vision umzusetzen und Realität werden zu lassen“, sagt Nico Poletti. Seine Geschäftsidee überzeugt auch andere: Sieben Millionen Euro Kapital haben die Cluno-Macher gerade eingesammelt. Sie brauchen das Geld dringend, denn das Geschäft verschlingt viel Kapital. Die Autos müssen schließlich zunächst eingekauft werden. Dann werden sie so lange verliehen, wie der Kunde das wünscht, allerdings nicht länger als zweieinhalb Jahre. Und schließlich verkauft Cluno die Fahrzeuge wieder, ganz ähnlich wie ein klassisches Leasing-Unternehmen.

Von diesem unterscheidet das Münchener Start-up vor allem der umfassende Service und ein praktischer Ansatz: „Wir kalkulieren sehr scharf, um gute Raten bieten zu können. Dafür gibt es bei uns allerdings auch nur bestimmte Autos“, sagt Poletti. Er nennt das „kuratiertes Kaufen“: Exotische Farben oder Ausstattungen ordern die Cluno-Gründer gar nicht erst. Sie wissen, dass sie diese später kaum noch losbringen.

Die Resonanz ist groß. Erst seit sechs Monaten ist Cluno am Markt und wächst dennoch schnell. Gerade zieht die Firma um, 700 Quadratmeter im Münchener Osten hat sie bald zur Verfügung. Die 22 Mitarbeiter brauchen mehr Platz und bekommen weitere Kollegen.

Leasingprozese digitalisieren

Eine der größten Kundengruppen sind übrigens Frauen. In Autohäuser gehen sie unterdurchschnittlich selten, bei Cluno hingegen ist der Kundinnen-Anteil besonders hoch. „Viele Frauen lieben es, sich ein Auto auszusuchen. Mit dem lästigen Rest wollen sie sich eher nicht beschäftigen“, sagt Poletti. Diesen organisatorischen Teil übernimmt er gerne. Begeistern können sich für das Konzept auch viele junge Menschen, denen eine bestimmte Automarke weniger wichtiger ist als der Nutzwert des Wagens. Die dritte große Kundengruppe: Gutsituierte Menschen über 50 mit Begeisterung für neue Technologien. „Die probieren gerne neue Dinge aus. Mit unserem flexiblen Modell ist das ganz einfach“, sagt Nico Poletti.

In den USA ist die Idee von Cluno schon weiterverbreitet, unter anderem durch Anbieter wie fair.com. Und auch Autohersteller wie Mercedes versuchen sich am Konzept von All-Inclusive-Preisen. Poletti hält dagegen: „Wir konkurrieren beim Kunden mit dem Kauf eines Autos. Deshalb müssen wir besonders attraktive Preise bieten.“ Für die Kfz-Branche sagt der Jungunternehmer „dramatische Veränderungen“ voraus: „Autokauf und -besitz laufen seit Jahrzehnten nach den gleichen Mustern ab. Jetzt gibt es endlich einen Wandel hin zum immer einfacheren Besitz.“

Poletti zitiert Leasing-Verträge mit 50 Seiten Umfang, komplizierte Kaufprozesse im Autohaus, umständliche Versicherungspolicen. Er will das alles mithilfe von digitalen Technologien radikal vereinfachen. Cluno setzt dabei auf die Automatisierung der Prozesse und auf die Masse an Kunden. Zum Beispiel in der Kfz-Versicherung: Bei Cluno ist die für alle gleich, Rabatte oder ähnliche Komplikationen fallen weg. Der Kunde muss nur noch wenige Fragen beantworten, keinen seitenlangen Katalog nach Details wie Garage, Familienstand oder Schadensklasse. Das macht den Gebrauch des Autos deutlich entspannter.

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