Dass die Elektromobilität kein Randthema mehr ist, lässt sich in diesen Tagen sehr gut in Paris beobachten. Im Süden der französischen Hauptstadt findet derzeit die Mondial de l’Automobile. Die meist nur Autosalon genannte Messe wechselt sich jedes Jahr mit der IAA in Frankfurt ab. Und während es 2017 in der deutschen Bankenmetropole meist bei elektrischen Ankündigungen und Lippenbekenntnissen blieb, sind in den Pariser Messehallen die Serienautos mit E-Antreib unübersehbar, wie unsere Übersicht zeigt.

Daimler

Mit am deutlichsten wird der Wandel in Halle 5.2 auf dem Stand von Smart. In direkter Nachbarschaft zu Tesla hat die Kleinwagen-Marke von Daimler keinen einzigen Benziner mehr in der Ausstellung. Die Zukunft von Smart ist vorgezeichnet: Ab 2020 wollen die Stuttgarter nur noch Elektroautos verkaufen. Die Benziner, die 2019 noch angeboten werden, sollen aber nicht mehr im Vordergrund stehen.

Contra: Außer der Cabrio-Studie „Forease“ gibt es bei Smart nichts Neues zu sehen. Die Herausforderungen liegen anderswo: Smart muss die Elektroautos auch bauen. Wie Edison gehört hat, könnte man bereits heute deutlich mehr Smart EQ verkaufen, die Produktion kommt aber nicht hinterher. Bis 2020 sollte das gelöst sein.

Einige Meter weiter bei Mercedes-Benz ist man zwar von einem kompletten Schwenk auf Elektroautos noch ein ganzes Stück entfernt, der Anfang ist aber gemacht: Neben der neuen B-Klasse und dem GLE (beide mit Plug-in-Hybriden erhältlich) steht der EQC im Zentrum des Messeauftritts. Die Schwaben hatten ihr Elektro-SUV bereits Anfang September in Stockholm vorgestellt, in Paris hat der EQC nun seinen ersten großen Publikums-Auftritt. Die Reaktion des Publikums wird spannend!

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Audi

Das gilt auch für Audi in Halle 4: Der Star auf dem Stand ist nicht etwa der neue Business-Bomber A6 oder kleine A1, sondern der e-tron. Wie auch Daimler haben die Ingolstädter ihr Elektro-SUV vorab präsentiert, in Paris muss sich der e-tron quattro erstmals dem Publikum stellen. Klar ist: Das Interesse an dem ersten Elektro-Audi ist groß, ein Foto des e-tron oder eine kurze Sitzprobe sind sehr gefragt. Deutlich gefragter als die eigentliche Messe-Premiere von Audi, der Q3.

BMW

Etwas anders ist die Lage bei BMW: Dort konzentriert sich das Interesse vor allem auf den neuen 3er. Von dessen geplanter Elektro-Variante ist noch nichts zu sehen. Stattdessen zeigt BMW den i3, der ab November mit einer neuen Batterie (42,2 Kilowattstunden, 315 Kilometer Reichweite nach WTP) ausgeliefert wird. Und das Concept Car zu dem für 2020 angekündigten iX3. Der kürzlich enthüllte Vision iNext fehlt.

Dafür gibt es Plug-in-Hybride als 330e mit 60 Kilometern elektrischer Reichweite (ab Sommer 2019) und den X5 45e iPerformance, der mit einer Akkuladung über 80 Kilometer weit kommen soll. Nachteil des teilelektrischen X5: Als Verbrenner ist ein großer Sechszylinder an Bord.

Jaguar

Auch gegenüber am Stand von Jaguar wird der Wandel deutlich: Vor noch nicht allzu langer Zeit hätten die Briten – ohne echte Messe-Neuheit – wohl ein Sondermodell des Sportwagens F-Type oder die 550 PS starke SVR-Version des SUV F-Pace in den Mittelpunkt gerückt. Dort stehen aber drei I-Pace bereit, etwas weiter hinten präsentiert Jaguar auch den Formel-E-Rennwagen für die kommende Saison und die Rennversion des I-Pace, mit dem im Rahmenprogramm der FormelE kurze Rennen ausgetragen werden.

Tesla

Tesla stellt in Paris seine gesamte Modellpalette aus – also je ein Model S, Model X und Model 3. Es dürfte kaum jemanden verwundern, dass der Andrang beim Model 3 am größten ist. Europa wartet schließlich nach wie vor auf die ersten regulär ausgelieferten Exemplare des Kompaktstromers – US-Importe ausgenommen. Der Ausblick auf die zweite Generation des Roadsters fehlt jedoch – die Kalifornier hatten ein Concept Car vor wenigen Wochen in Basel gezeigt, aber nicht mit nach Paris gebracht.

PSA

Bei den französischen Marken stehen (noch) die Plug-in-Hybride im Vordergrund. Die PSA-Marken Peugeot, Citroën und DS bauen auf der konzernweiten EMP2-Plattform Teilzeit-Stromer mit jeweils 50 Kilometern rein elektrischer Reichweite. Bei DS ist es der DS7 Crossback, bei Citroën der C5 Aircross, bei Peugeot der 508 als Limousine und Kombi als auch das SUV 5008. Der kleine DS3 Crossback, der in Paris ebenfalls seine Premiere feiert, soll noch 2019 als reines Elektroauto kommen.

Renault

Etwas anders ist die Lage bei Renault: Mit Zoe, Kangoo ZE und (wenn man ein Auge zudrückt) Twizy haben die Franzosen bereits mehrere E-Mobile im Angebot. Wohl aus diesem Grund haben sich die Manager für einen Ausblick in die Zukunft entschieden: Mit den verschiedenen Concept Cars EZ-GO, EZ-PRO und EZ-ULTIMO zeigen die Designer, was alles möglich ist. Ein komfortables Lounge-Fahrzeug für drei, ein Lieferwagen, ein Kleinbus-artiger „People Mover“ mit vielen Sitzplätzen – alles vollautonom und auf einer Plattform.

Den Ausblick in die nahe Zukunft, die Renault am Vorabend der Messe vorgestellt hat, fehlt auf dem Stand: ein günstiges Elektro-SUV mit 250 Kilometern Reichweite für rund 20.000 Euro, das zuerst in China auf den Markt kommen soll.

Hyundai

Bereits erhältlich sind die Elektro-Modelle von Hyundai – zumindest theoretisch. Die Wartezeit für einen Kona Elektro liegt schon bei 12 Monaten, beim Ioniq Elektro sieht es ähnlich aus. Die Autos sind bestellbar, bis zur Auslieferung dauert es allerdings. Das hohe Interesse an den verhältnismäßig günstigen Elektroautos von Hyundai (den Ioniq gibt es ab 31.600 Euro) zeigt, dass die E-Mobilität auch in der bezahlbaren Kompaktklasse angekommen ist. Das bedeutet auch eine gute Grundlage für den Kia Niro EV, der in Paris gezeigt wurde und technisch dem Hyundai Kona Elektro sehr ähnlich ist.

Das ist nur eine grobe Übersicht der Elektroautos auf dem Pariser Autosalon. Man könnte den Rahmen auch noch etwas weiter fassen: Toyota setzt voll auf den Hybrid und erwartet künftig einen Anteil von 50 Prozent des gesamten Absatzes. Der in Paris vorgestellte Golf-Konkurrent Corolla kommt mit zwei Hybrid-Varianten. Ein Plug-in-Hybrid wird folgen.

Andere Marken sind gar nicht in Paris aufgetaucht. Mit Opel, Ford, Volvo und Volkswagen verpassen auch einige interessante Elektroautos, Plug-in-Hybride und Concept Cars die Messe. Porsche hat den Mission E (und auch den Serien-Taycan) in Zuffenhausen gelassen und setzt stattdessen auf das firmeneigene 70-jährige Sportwagen-Jubiläum. Die Message des Autosalons aber ist klar: Die Elektromobilität kommt. Unabdingbar.

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