67 Kilogramm Gurken, 46 Kilogramm Tomaten, 19 Kilogramm Kohlrabi, 8 Kilogramm Radieschen, 15 Kilogramm Kräuter, 117 Kilogramm Salat und noch einiges mehr: Das ist die Ernte von Paul Zabel aus einem Jahr. Das klingt zunächst überschaubar, bis man erfährt, wo er gegärtnert hat. Für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt testete er nämlich die Gemüsezucht am Südpol im Rahmen des Projekts EDEN-ISS.

Der Forscher war Mitte Dezember 2017 in die Antarktis aufgebrochen. Nach einer Aufbauphase lebte er seit dem 18. Februar 2018 mit neun weiteren Gefährten auf der deutschen Antarktisstation Neumayer III. Zabels ungewöhnliches Aufgabengebiet: die Landwirtschaft. Der Mann studierte an der TU Dresden Maschinenbau und werkelte zuletzt an der Entwicklung von Lebenserhaltungssystemen in der Raumfahrttechnik. Zabel spezialisierte sich auf die Entwicklung von Pflanzenanbausystemen zur Nahrungsproduktion.

In der Antarktis stapfte er nun zweimal täglich zu den 400 Meter entfernten Setzlingen, um daraus frische und gesunde Lebensmittel zu produzieren. Nur bei schweren Stürmen überwachte ein Team im Bremer Kontrollzentrum das Gewächshaus aus der Ferne. So sorgte er für Abwechslung auf dem Speiseplan der Crew, auch während der wochenlangen Polarnacht. Sein Gewächshaus steckte in sechs Meter langen Containern, die auf Stelzen einige Meter über dem eisigen Boden schweben. Darin wuchs die Nahrung in speziellen Schränken heran. Erde gab es keine, durch die regelmäßige Zugabe einer Nährstofflösung und genügend künstlichem Licht hatten die Pflanzen dennoch die nötige Kraft zum Gedeihen.

Herr Zabel, was können wir für Schlüsse dem Projekt ziehen?
Unser Projekt legt einen Grundstein für zukünftige Gewächshäuser auf dem Mond oder dem Mars. Das Team leistete sehr gute Arbeit und ich bin überzeugt: Wir werden nach der Datenanalyse vieles gelernt haben.

Fühlten Sie sich oft einsam?
Während der Überwinterung hatte ich nicht einmal das Gefühl der Einsamkeit. Wir waren ein gutes Team und der Kontakt nach Hause funktionierte per Telefon und Internet sehr gut.

Was lief gut? Was weniger gut? Und welche Pflanzen kamen am besten mit den Verhältnissen zurecht?
Alle Pflanzen wuchsen sehr gut. Die Paprika- und Erdbeerpflanzen produzierten allerdings leider fast keine Früchte, wuchsen aber sehr gut und bildeten Blüten. Hier müssen wir uns noch einmal mit unseren Projektpartnern zusammensetzen, um herauszufinden woran es lag. Die komplexen technischen Systeme des Gewächshauses bereiteten mir in den ersten Monaten Probleme. Doch das lässt sich bei einem neuen System leider nie ganz vermeiden.

Das ist keine Überraschung, denn wer Pionier sein will, kämpft stets mit Unwägbarkeiten und Unbill. Und Überraschungen erhöhen die Lernkurve. Beispiel: „Einmal saß ich entspannt beim Abendessen. Und im Gewächshaus, so meldeten es mir die Sensoren, stieg die Temperatur plötzlich auf 35 Grad an. Da musste ich sofort nachsehen und ließ alles stehen und liegen. Denn hier ging es um das Projekt.“ Schuld an der Temperaturexplosion war wohl ein Problem mit dem Kühlsystem. Die Sicherung der Ventilatoren war rausgeflogen.“

Wie geht es jetzt weiter?

In den nächsten Monaten werden wir die Ergebnisse und Daten aus dem Betrieb des Gewächshauses auswerten, analysieren und in Fachzeitschriften und bei Fachtagungen präsentieren.

Was ist Ihr persönliches Fazit des Projekts?

Ich habe die Überwinterung in der Antarktis nie bereut und werde mich bestimmt noch in vielen Jahren gerne daran erinnern.

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