Wer ein E-Bike kauft, schaut oft erst mit dem zweiten Blick auf den Preis. Viele Elektro-Radler fallen in die Kategorie „alt, wohlhabend, männlich“. Und deshalb haben sich wissenschaftliche Arbeiten bislang auch schwerpunktmäßig mit dieser Zielgruppe beschäftigt.

Nicolai Jakob wollte für seine Masterarbeit an der Universität Freiburg auf eine aus vielerlei Gründen deutlich wichtigere Zielgruppe schauen: die jungen Erwachsenen unter 30 Jahren. „In diesem Lebensabschnitt kommt es zu großen Umbruchphasen. Mit diesen gehen auch massive Änderungen im Mobilitätsverhalten einher“, erklärt Jakob. „Das neue Verhalten verfestigt sich dann allerdings wieder.“

Will die Politik das E-Bike als umweltfreundliche Mobilitätsalternative etablieren, etwa um doch mal ansatzweise Klimaziele einzuhalten, ist diese Zielgruppe deshalb besonders wichtig.

Um mehr über seine Zielgruppe zu erfahren, hat Jakob über 300 Menschen zwischen 18 und 30 Jahren befragt. Das sind längst nicht nur Schüler und Studenten: Fast ein Drittel der Befragten gab an, bereits erwerbstätig zu sein.

Wichtig beim E-Bike-Kauf: Preis und Vorbilder

Und bei den jungen Menschen ist das Preis-Leistungs-Verhältnis natürlich sehr wichtig – auch wenn ihr Haushaltseinkommen teilweise gar nicht so niedrig ist. Aber Kinder, frühe Altersvorsorge und hohe Erstanschaffungskosten verknappen das Geld.

Ebenfalls auffällig: Die „Social Influence“ sei, wenn es um die Kaufintention gehe, der stärkste Treiber. Mit dieser Komponente meint Jakob den Einfluss, den nahestehende Personen haben. Seine Vermutung: „Menschen in jüngeren Jahren scheinen noch stärker durch soziale Erwartungen beeinflussbar zu sein, während dieser Effekt mit dem Älterwerden abnimmt.“ Bei anderen Studien ist diese Komponente nämlich weitgehend unbedeutend.

Das ist auch nachvollziehbar: Wer seine Ausbildungszeit nur mit dem ÖPNV bestritten hat oder über den Campus radelt, der sucht sich Vorbilder für die Zeit danach: Wie fahren Eltern, Freunde, Vorbilder? Oft genug heißt die Antwort: mit dem Auto.

Aber auch das Selbst-Erfahren zählt. Befragte, die schon mal ein E-Bike gefahren sind, schätzten das Image der Elektroräder deutlich positiver ein.

Nach dem Kauf zählt Spaß am Fahren

Beim Fahren selbst zählt der Spaß. Die hedonistische Komponente. Interessant: Auch beim E-Bike glaubt Jakob, dass sich eine höhere Reichweite positiver auf die Wahrnehmung auswirkt: „Es will wohl niemand ein 25-Kilo-Rad den Berg hochpedalieren, wenn der Akku leer ist.“ Dass E-Bikes eine besonders umweltfreundliche Alternative zu anderen Verkehrsmitteln sind – geschenkt. Da sind sich fast alle Befragten einig.

Dabei schreibt Jakob auch: Ganz emissionsfrei geht es sicher nur zu Fuß. Selbst ein Fahrrad hat Emissionen (etwa 4 bis 5 Gramm CO2 pro Kilometer), wenn man Herstellung und Entsorgung einrechnet. Bei einem E-Bike sei es durch die aufwendigere Herstellung und die Stromproduktion für den Akku das Vier- bis Sechsfache, also zwischen 16 und 31 Gramm – je nach Ökostrom-Anteil, bei reinem Grünstrom auch weniger.

Immer noch ein sehr niedriger Wert, der aber zeigt: Wer das Pedelec auf Kurzstrecken wie einen Roller nutzt, um das klassische Rad zu ersetzen, hilft der Umwelt nicht. Aber in der Realität fahren E-Biker ohnehin längere Strecken.

Jakobs Fazit: Wenn die Politik nach einem Hebel sucht, um junge Menschen für E-Bikes statt Autos zu begeistern, könnte eine Kauf-Subvention sinnvoll sein, die etwa an den Berufseinstieg gekoppelt ist. Die Idee: Wer sich früh daran gewöhnt, mit dem E-Bike zu pendeln, braucht kein Auto – oder kann zumindest Carsharing dem eigenen Wagen vorziehen. Und: Mit jedem jungen E-Biker steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich sein Umfeld ebenfalls für Pedelecs zu interessieren beginnt.

Mit freundlichem Dank an Frau JProf. Dr. Ann-Kathrin Seemann, Betreuer Sebastian E. Knöchel und den Lehrstuhl für Public und Non-Profit Management – Verkehr/Logistik und Öffentliche Wohnungswirtschaft der Universität Freiburg für die Bereitstellung der Studie.

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