Wenn ein Roboter arbeitet, muss jede seiner Bewegungen vermessen werden. Nur so lassen sich die einzelnen Abläufe durch Computer berechnen und steuern. Die Messungen erledigen meinst elektrische Sensoren. Manchmal stellen bis zu 20 von ihnen an einem einzigen Roboter genau fest, in welchem Winkel ein Gelenk steht oder wie stark eine Kraft auf ein Bauteil wirkt.

Der Nachteil: Solche Sensoren sind aufwändig und teuer. Sie rentieren sich deshalb nur bei kostspieligen Automaten. Das Münchener Start-up Rovi Robot Vision hat einen anderen Traum: „Roboter für jedermann“ lautet der freche Slogan der Jungunternehmer. Dafür haben sie eine völlig neue und preisgünstige Art der Messung entwickelt. Wichtige Bestandteile: Kameras und Schaumstoff.

Mit diesen einfachen Hilfsmitteln können Roboter die Positionen, Bewegungen und Kontaktkräfte ihrer Arme und Greifer ganz ohne elektronische Sensoren wahrnehmen. Eine hochauflösende Kamera ist das zentrale Teil der Konstruktion. Sie beobachtet den Roboter und ebenso das Werkstück, an dem dieser arbeitet. Erste Varianten eines automatischen Greifarms haben die Münchener Jungunternehmer mit Schaumstoff ausgestattet. Wenn der Greifer sich zum Beispiel um eine Flasche schließt, verformt sich der Schaumstoff. „Diese Verformung nimmt die Kamera optisch wahr, und wir errechnen daraus die einwirkende Kraft“, sagt der 35-jährige Mitgründer Nicolas Alt. Auch die Stellung der Roboterarme und Gelenke wird so festgestellt.

Algorithmen zur Bildanalyse ersetzen damit elektronische Messungen. Entwickelt haben die jungen Wissenschaftler das Prinzip als Doktoranden an der TU München. Rovi Robotics Vision ist eine Ausgründung, erste Industriekunden gibt es Alt zufolge bereits.

Weil die einzelnen Bestandteile so günstig sind, könnten Roboter künftig viel breiter angewendet werden. „Wir ersetzen aufwändige Hardware durch aufwändige Software“, beschreibt Alt das innovative Prinzip. Der entscheidende Unterschied: Ein Programm muss nur einmal geschrieben werden und ist dann auf allen Geräten verfügbar.

„Professionelle Servicerobotik“ nennt Alt das mittelfristige Firmenziel. Gemeint sind zum Beispiel Maschinen, die selbständig Post in Büros austragen oder in einem Lager Teile automatisch ans Band bringen. Auch im Haushalt dürfte sich ein breites Feld auftun. Zum Beispiel bei Saugrobotern, die schon heute millionenfach ihre Arbeit verrichten. „Die könnten mit unserer günstigen Messtechnik auch gleich die Socken aus dem Weg räumen. Das macht die Geräte wertvoller“, sagt Alt. Das Interesse am Markt sei jedenfalls bereits groß, stellt der Firmengründer freudig fest.

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