„Arabische Nächte sind, wie jeder weiß, viel heißer als heiß“, singt schon der Händler, der Aladdin im gleichnamigen Comic-Film die Lampe mit dem blauen Djinn verkauft. „Und das immer mehr…“, fügt er am Ende vielsagend hinzu.

Die Bewohner des Oman können von der Hitze ebenfalls ein Lied singen: Der Wüstenstaat auf der Arabischen Halbinsel stellte vergangenen Dienstag einen besonderen Temperaturrekord auf. Keine kurze Hitze-Spitze, sondern die höchste jemals auf diesem Planeten gemessene Mindesttemperatur: In den Nächten, in denen die Wärme eigentlich erträglicher werden sollte, sank die Temperatur in der Küstenstadt Quriat nahe der Hauptstadt Maskat nur auf 43 Grad.

Genauer gesagt: Die Mindesttemperatur über 24 Stunden betrug 42,6 Grad Celsius. Und das, obwohl der Indische Ozean direkt vor der Tür liegt. Das berichtet der US-Wetterservice „Weather Underground“. Damit löst der Oman einen eigenen Temperaturrekord von 2012 ab.

Knapp 50 Grad am Mittag

Die rund 50.000 Bewohner von Quriat mussten gegen Mittag zuschauen, wie das Thermometer auf 49,8 Grad kletterte. Dass es eine Küstenstadt traf, ist kein Zufall: Meteorologen beobachteten überdurchschnittliche Temperaturen von 32 Grad auf der Meeresoberfläche. Der Ozean konnte also nicht für Kühlung sorgen.

Für den Oman ist es ein Jahr der Wetterextreme. Schon im Mai hatte der Zyklon Merkunu das Land getroffen, Stromleitungen und Straßen zerstört, sechs Menschen starben sogar.

Der Oman ist in einer etwas schizophrenen Rolle: Einerseits mehren sich die extremen Unwetter, in denen binnen weniger Tage so viel Regen fällt wie sonst in mehreren Jahren. Im Golf von Oman gibt es eine sauerstoffarme Todeszone, in der kein Leben möglich ist. Der Sauerstoffmangel führte auch zu einer grünen Verfärbung des Wassers.

Nach einem schweren Zyklon 2007 bekam das Umweltministerium vom Sultan den Zusatz „and climate affairs“ verpasst. Zur Erderwärmung trägt das Land selbst erheblich bei: Das Sultanat lebt vom Öl, gehört zu den 20 größten Produzenten der Welt und sperrt sich entsprechend gegen strenge Klimaziele.

Einen Eintrag ins „Guinness Buch der Rekorde“ bekommt Quriat übrigens nicht. Die Weltorganisation der Meteorologie validiert nur Höchsttemperaturen, keine Mindestwerte. Die eingetrockneten Lorbeeren heimsen andere Städte ein: San Francisco und Shanghai meldeten neue Spitzenwerte, auch Spanien, Iran und Pakistan erlebten in den vergangenen 12 Monaten Höchstwerte, wie die „Washington Post“ zusammengestellt hat.

Die absoluten Weltrekorde in puncto Hitze sind von 2016 (Kuwait, 54,0 Grad) und 1913 (Death Valley, USA, 56,7 Grad). Gut möglich, dass die beiden Wetter-Rekorde aber bald eingestellt werden: Die meisten Extremtemperaturen sind innerhalb der vergangenen drei Jahre gemessen worden, was Wissenschaftler dem Klimawandel zuschreiben. Und auch wenn die Thermometer in Quriat derzeit entspannte 34 Grad anzeigen – die Bewohner müssen mit weiteren Höchstwerten rechnen.

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