Der chinesische Rollerhersteller Niu drängt nach Deutschland. Mit einer Zielmarke von 10.000 verkauften Rollern dieses Jahr will das Pekinger Unternehmen die sauberen Zweiräder in Deutschland etablieren. Hierzulande sind diese bisher kaum verbreitet. Laut des europäischen Branchenverbands ACEM liegt der Elektroanteil bei Zweirädern nur bei rund zwei Prozent.

Li Gong ist Chefingenieur des Unternehmens und leitet die Produktion in der Fabrik, in der mehrere tausend Roller pro Monat vom Band laufen. „Unsere Roller sind mit GPS ausgestattet und über eine App mit dem Smartphone des Fahrers verbunden“, erklärt Li, der seit einem Jahr für das Unternehmen arbeitet. Über die App kann sich der Fahrer den Ladestand der Batterie anzeigen lassen, sowie einen Diebstahlschutz und Routenplaner nutzen. Gibt es technische Probleme, kann die Software den Fehler melden und eine Werkstatt finden.

Für Li sind die smarten Roller auch in Deutschland die Zukunft. Für den europäischen Markt hat er die Roller ein wenig größer gebaut und an der PS-Zahl geschraubt. „In Europa fährt man gerne ein wenig schneller“, sagt er. Ansonsten verschifft Niu die gleichen Modelle nach Deutschland. Li Gong trägt eine nerdige Brille, eine dunkle Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem Firmenlogo. Der 32-Jährige steht für eine selbstbewusste Generation an Ingenieuren, die nichts mehr vom Billigland China wissen will. Geht es nach Li, entwickelt er ein globales Produkt: Innovation Made in China.

20 Millionen Roller im Jahr

Auf dem Heimatmarkt des chinesischen Herstellers werden pro Jahr rund 20 Millionen Roller verkauft. Beliebt sind die Fahrzeuge vor allem in den von Staus verstopften Straßen in Chinas Metropolen. Die E-Räder haben meist eine eigene Fahrspur und lassen sich an Ladestationen von Tankstellen und kleinen Kiosken aufladen. Die Batterien können auch herausgenommen und an einer Steckdose geladen werden. Zweitakter sind in vielen Städten in China inzwischen verboten.

An dem Rollerboom in China verdienen auch deutsche Firmen. Die Motoren des Start-ups Niu werden beispielsweise vom Zulieferer Bosch hergestellt. Das Start-up produziert seine Zweiräder in einer Fabrik drei Stunden entfernt von Shanghai in der Industriestadt Changzhou. Die chinesischen Gründer Li Yinan und Hu Yilin haben keinen Hintergrund in der Fahrzeugindustrie, sondern kommen aus der Techbranche. Die Anschubfinanzierung haben die Gründer 2015 mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne eingesammelt. Innerhalb von vier Minuten hatte das Unternehmen die erhoffte Mindestsumme von umgerechnet 630.000 Euro zusammen, innerhalb von zwei Wochen wurden 16.000 Scooter im Wert von umgerechnet 10 Millionen Euro vorbestellt.

In China sind die knallig lackierten Roller des Start-ups vor allem bei jungen Menschen beliebt. Grün ist cool, so das Motto von Niu, und richtet sich damit an eine neue Generation in China, die Smog und Umweltverschmutzung satthat. Wer das Gefühl auch in Deutschland erleben will, muss allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen als die chinesischen Kunden, die Preise liegen zwischen 2000 und 3000 Euro.

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