Vor kurzem ist Deutschlands leistungsstärkste Ladesäule in Betrieb gegangen. Stolze 350 Kilowatt bieten die Stromspender am Rasthof Brohltal Ost der A61 mitten in der Eifel. Zum Start gab sich Betreiber Ionity großzügig, hinter dem große Autohersteller wie BMW, Daimler, Ford und VW stecken: Die ersten Wochen konnten Autofahrer dort umsonst nachladen. Was auch viele Fahrzeugentwickler gerne nutzten, die dort testeten, wie gut ihre Prototypen mit den hohen Ladeleistungen zurechtkommen. Ein ideales Revier für Erlkönig-Jäger.

Doch Ende Mai ist Schluss mit günstig. Dann bittet Ionity die Kunden zur Kasse. Zwar gibt es auch dann noch immer Möglichkeiten, sein Fahrzeug etwa bei Discountern wie Aldi kostenlos zu laden. Doch absehbar ist: Wächst die Zahl neu zugelassener E-Autos weiter in dem Tempo wie bisher, werden immer weniger Lade-Säulenbetreiber ihren Strom verschenken. Weil es schlicht zu teuer wird. Und absehbar ist auch, dass spontanes Elektronenzapfen – ohne vorherige Registrierung und gar Vertrag – besonders kostspielig werden wird.

Ladetarife im Test
Die Bonner Beratung EuPD hat für Edison Ladetarife für unterwegs und zu Hause auf Preis und Leistung geprüft und die Gewinner gekürt.

Daher lohnt ein Blick auf die speziellen Tarife für das Laden unterwegs und zu Hause, die mittlerweile viele Energieversorger anbieten. Eine Studie belegt: Die Preise und auch die Angebotsqualität unterscheiden sich ganz erheblich, wie die Experten der Bonner Beratung EuPD Research exklusiv für EDISON ermittelt haben. Das Team um Martin Ammon, Leiter Energiewirtschaft, hat insgesamt 139 Tarife von 97 Anbietern verglichen. Knapp zwei Drittel von ihnen gelten fürs Unterwegs-Laden, die übrigen fürs Zu-Hause-Laden.

Der Preis ist nicht alles

Die Preisunterschiede zwischen den Angeboten sind enorm. So gestatten einige Energieversorger ihren Kunden nach wie vor, unterwegs kostenlos zu laden. Der teuerste Anbieter verlangt dagegen fast 1300 Euro pro Jahr.

„Allerdings sollten die Kunden nicht nur auf den Preis achten“, rät Energieexperte Ammon. Denn bei manchen Anbietern gelten die Tarif-Konditionen nur für die eigenen Ladesäulen in ihrem jeweiligen Versorgungsgebiet. Andere kooperieren bundesweit mit Partnern, etwa mit Ladenetz.de. Dem Verbund gehören etwas mehr als 140 Stadtwerke an, die 2000 Ladepunkte betreiben. Andere haben sogar europaweit Partner. Die EuPD-Leute ermittelten auch, wie der Zugang zu den Ladesäulen erfolgt – etwa nur per RFID-Karte oder auch per App –, wie lange der Kunde sich vertraglich binden muss, wie gut der Service und wie bequem das Bezahlen ist. Und selbstverständlich sollte der Energieversorger Ökostrom anbieten.

Den besten Mix aus Preis und Leistung bieten nach der Analyse der EuPD-Leute die Wuppertaler Stadtwerke mit ihrem E-Mobil Flat-Tarif (siehe Bilderstrecke). Den günstigen Preis innerhalb der Top 10 haben derzeit noch die Stadtwerke Ingolstadt im Programm – denn ihr Instrom-mobil-Tarif ist schlicht kostenlos. Allerdings müssen die Kunden der Bayern Abstriche bei der Verfügbarkeit und beim Service machen.

Der beste Tarif fürs Zu-Hause-Laden kommt aus dem Schwarzwald

Bei den Zu-Hause-Tarifen ermittelten die EuPD-Experten neben Preis, Vertragslaufzeit und Bezahlweg zusätzlich, ob der Versorger eine Wallbox anbietet oder einen gesonderten Zähler verlangt. Bester Anbieter in dieser Kategorie ist ein relativ kleiner Energieversorger aus dem Schwarzwald: Die Stadtwerke Haslach mit Jahreskosten von 378 Euro. In die Top 10 schaffte es mit E.on auch einer der großen Stromkonzerne.

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In die Gesamtwertung gingen jeweils die genannten Kriterien ein, wobei Ammon und sein Team den Preis mit einem Gewicht von 50 Prozent (unterwegs) beziehungsweise 70 Prozent (zu Hause) bei der Wertung berücksichtigten. Um die Jahreskosten zu ermitteln, sind sie davon ausgegangen, dass der Fahrer pro Jahr 14.000 Kilometer zurücklegt, was derzeit der durchschnittlichen Laufleistung von Autos in Deutschland entspricht. Als Verbrauch des E-Autos setzen sie durchschnittlich 18 Kilowattstunden pro 100 Kilometer an; 20 Prozent der Energie zapft der Fahrer an Schnellladesäulen mit Gleichstrom – wenn das der Unterwegs-Tarif gestattet.

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