Sind die Netze überhaupt für so viel Strom aus Wind, Sonne und Biomasse bereit? Eine bange Frage, die sich viele Verbraucher stellen. Die Netzgesellschaft 50Hertz erklärt nun: im Gegenteil. Störungen hätten im vergangenen Jahr nicht zugenommen, trotz des hohen Grünstrom-Anteils.

„Das zeigt, dass die Versorgungssicherheit in keiner Weise gefährdet ist“, sagte Vorstandschef Boris Schucht bei der Vorstellung der Zahlen. 50Hertz betreibt das Übertragungsnetz mit Hochspannungsleitungen in Ostdeutschland und Hamburg.

In Deutschland fließen bereits rund 40 Prozent Ökostrom durchs Netz. 2030 will die Bundesregierung 65 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren gewinnen. „In der Regelzone von 50Hertz wird das schon 2021 der Fall sein“, kündigte Schucht an.

Obwohl die Wirtschaft gut läuft, ist der Stromverbrauch im Osten mit rund 96,8 Terawattstunden kaum gewachsen. Zugleich wurden 49 Terawattstunden mehr in die Nachbarländer exportiert als importiert. Ostdeutschland sei die „Steckdose Europas“, sagte Schucht.

Neue Leitungen entlasten die Netze und sparen Geld

Dank neuer Leitungen wie der Thüringer Strombrücke gelinge es besser, Windstrom aus dem Norden nach Süden zu bringen. Konventionelle Kraftwerke mussten seltener herauf- und heruntergefahren werden, um Schwankungen beim Ökostrom auszugleichen.

Die entsprechenden Kosten für sogenannte Redispatches halbierten sich ein weiteres Mal auf nun 105 Millionen Euro. Auch, weil weniger Ökostrom ins Ausland verkauft werden musste.

Mehr Strom dürfte künftig von Offshoreanlagen kommen, so sind im Projekt „Ostwind 1“ alle Seekabel zur Anbindung der Offshore-Windparks „Wikinger“ und „Arkona-Becken“ in der Ostsee nordöstlich vor Rügen seit vergangenem Jahr im Testbetrieb.

Und auch beim Offshore-Projekt „Kriegers Flak Combined Grid Solution“ steht die Verbindung eines in dänischen Gewässern liegenden Windparks („Kriegers Flak“) mit einem in deutschen Gewässern liegenden Windpark („Baltic 2“) seit letztem Jahr unter Spannung und wird in 2019 ans Netz gehen.

Im Sommer hatte die bundeseigene Kfw-Bank 20 Prozent von 50Hertz übernommen, um einen Einstieg Chinas zu verhindern – eine „Brückenlösung“, wie es hieß. Noch ist offen, wer die KfW ablösen könnte. Der belgische Mehrheitseigener Elia möchte nicht, wie dessen Chef Chris Peeters deutlich machte. „Wir haben lieber einen deutschen Partner im Boot“, sagte er. Vorerst lohnt sich das Geschäft für die Kfw-Bank: An die Anteilseigener überwies 50Hertz für 2018 insgesamt 108 Millionen Euro als Dividende.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert