Während in Deutschland die Autobranche gerade heftig über die Produktion von Zellen für Lithiumionen-Akkus diskutiert, hat der Zulieferer Bosch jetzt bekannt gegeben, in die Serienfertigung von Brennstoffzellen-Stacks einsteigen zu wollen. Dazu setzen die Stuttgarter auf Technologie des skandinavischen Unternehmens Powercell Sweden, das 2008 aus der Volvo-Gruppe hervorgegangen ist.

Bosch investiert damit verstärkt in die Wasserstoff-Technologie. Brennstoffzellen nutzen die in dem Gas gebundene Energie, um Strom zu erzeugen. Akku-Zellen für Batterien will der weltgrößte Automobilzulieferer dagegen nicht selbst herstellen. Aus dem Wettlauf mit den asiatischen Anbietern in diesem Technologiefeld hatte sich der Konzern vergangenes Jahr verabschiedet.

Die Vereinbarung zwischen Bosch und Powercell sieht vor, Stacks zur Serienreife zu entwickeln, die mit Kunststofffolien arbeiten – die Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle (PEM). Die Stuttgarter wollen sie dann spätestens ab 2022 in Lizenz für den weltweiten Automobil-Markt produzieren. Sie hoffen auf ein milliardenschweres Geschäft, weil die Manager um Stefan Hartung, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions, davon ausgehen, dass 2030 Brennstoffzellen bis zu 20 Prozent aller Elektrofahrzeuge mit Energie versorgen werden.

Erst Laster, dann Pkws

Die größten Chancen rechnet sich Hartung bei Nutzfahrzeugen aus. Denn deren Antrieb müssen die Hersteller zunehmend elektrifizieren, sollen Laster und Busse in Europa die strenger werdenden Vorgaben für den CO2-Ausstoß einhalten. Lkws allein mit Akkus betreiben zu wollen, stößt aber an Grenzen. Die Batterie werden schnell sehr groß und schwer, wenn es um größere Reichweiten geht. Wasserstofftanks und Brennstoffzelle bleiben dagegen relativ kompakt.

Erst wenn PEM-Brennstoffzellen später in größeren Stückzahlen produziert würden, sänken die Kosten so weit, dass der Einsatz im Auto lohne, erwartet Bosch. Die Stacks machen heute bis zu zwei Drittel der Gesamtkosten eines Brennstoffzellen-Systems aus. „Durch die Industrialisierung und über die Verbreitung der Technik am Markt wird Bosch Skaleneffekte erzielen“, versichert Hartung. Er sieht aber auch noch die übrigen Herausforderungen, die es zu lösen gilt: So ist Wasserstoff als Energiequelle relativ teuer, ein Kilogramm kostet oft mehr als fünf Euro. Ein Kilogramm Wasserstoff enthält so viel Energie wie 3,3 Liter Diesel. Für 100 Kilometer benötigt ein 40 Tonner laut Bosch etwa neun bis zehn Kilogramm Wasserstoff.

Zudem muss das Gas mit Hilfe Erneuerbarer Energie etwas aus Wasser gewonnen werden, soll es einen positiven Effekt aufs Klima haben. Der heute genutzte Wasserstoff wird oft noch mit fossilen Brennstoffen erzeugt, wobei CO2-Emissioen entstehen. Und auch das Tankstellennetz ist in Deutschland mit rund 60 Stationen noch sehr dünn. Dafür tankt ein Auto hier in wenigen Minuten genug Wasserstoff, um mehrere Hundert Kilometer weit zu kommen. Ein großer Vorteil gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen mit ihren langen Ladezeiten.

Wassertoff-Autos sind längst auf dem Markt

Bosch trifft auch in der Brennstoffzellen-Technik auf ein hartes Konkurrenzfeld. Der kanadische Anbieter Ballard Powers Systems fertigt beispielsweise seit längerem PEMs. Toyota hat mit dem Mirai, Hyundai mit dem Nexo und Honda mit dem Clarity bereits jeweils Brennstoffzellen-Pkw auf den Markt gebracht. Daimler zieht ab dem Herbst mit dem Mercedes GLC F-Cell nach.

Immerhin produziert Bosch bereits heute Komponenten für Brennstoffzellensysteme, wie Luftkompressoren mit Leistungselektronik sowie das Steuergerät mit Sensoren. Und auch im Bereich stationärer Systeme, die als Minikraftwerke für Wohnquartiere oder Gewerbebetriebe Energie liefern, engagieren sich die Stuttgarter. Im vergangenen Jahr haben sie sich deshalb mit dem britischen Unternehmen Ceres Power verbündet, einem Spezialisten für Festoxid-Brennstoffzellen (SOFC).

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