Man, bin ich nervös! Es ist 13.55 Uhr und wir sind kurz vor der Abfahrt und meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt.

Zwar habe ich in der Nacht gut geschlafen, im Vergleich zur ersten Überlandfahrt nach Bayreuth, aber nun bin ich ein Nervenbündel. Meine Töchter schlagen mir vor, eine App „Wie lerne ich Geduld“ herunterzuladen oder auf jeden Fall gelassen an die Fahrt heranzugehen. Wir werden es überleben! Also los gehts.

1. Etappe: 88 km nach Bad Neustadt an der Saale

In Ilmenau erst mal Feierabendstau. Ohweh. Ich beschimpfe zwei Vordrängler wüst. Na das kann ja heiter werden. Wann legt sich diese Nervosität endlich? Vielleicht nützt eine Instant Atemübung meiner Meditationsapp tatsächlich etwas…

Nach einigen ruhigen Atemzügen geht es los. Bad Neustadt erreichen wir problemlos, allerdings stellen wir nach mehrfachem kreiseln um die Poststraße 31 fest, dass es dort keine Ladesäule gibt, obwohl sie von PlugSurfing angezeigt wurde.

Ein Anruf bei der Hotline hilft uns weiter und benennt uns eine nahe andere Säule. Überraschend stoßen wir bei der Suche auf eine weitere und diesmal kostenlose Ladestation. Während unser Auto lädt genießen wir auf dem Marktplatz ein Eis, bestaunen die Stadtmauer samt Toren und shoppen etwas. Dann geht es weiter.

2. Etappe Würzburg

Kurzentschlossen laden wir das zweite Mal bei der Raststätte Riedener Wald. Und stellen fest, dass es angenehm ist, direkt an der Autobahn laden zu können.

Wieder eine andere Säule, eine andere Verfahrensweise. Es gibt anscheinend eintausend Möglichkeiten eine Ladesäule zu bauen und zu aktivieren. Wo es so unkompliziert klappt, spielen wir wenigstens „dumm gelaufen“ in der Pause – ein schnelles Kartenspiel. Wir werden routinierter.

3. Etappe Satteldorf bei Crailsheim

Diesmal ein Autohof mit Ladestation. Es gibt ein deftiges Abendessen während wir laden. Es dauert immer 1h 15 min bis das Auto voll ist – da müssen wir uns beim Essen nicht hetzen.

4. Etappe Augsburg

Inzwischen ist die Nacht gekommen. Unsere erste Tagesfahrt ist beendet. Wir übernachten in einem Hostel. Da kann man um Mitternacht noch problemlos Einchecken. Da Ladestationen einem auch noch Ladezeiten in Rechnung stellen, beschließen wir morgens zu laden.

Dort laden wir in einer Tiefgarage – 4,30€ zahlen wir Für die Parkzeit, zusätzlich 3,50€ für das Laden. Das ist bisher die teuerste Variante.

Der Markt in Augsburg begeistert uns, wir stellen fest: wir reisen intensiver, sehen Dinge und Orte auf dem Weg, an denen wir sonst vorbeigerannt wären. Slow-Mo – das neue Reisen.

5. Etappe Giengen an der Brienz

Wieder eine Autobahnraststätte mit Elektroladestelle

6. Etappe München

Wieder einmal habe ich etwas zu oberflächlich die Angaben der Ladestation gelesen: das ausgewählte Ziel liegt im Haus der Fraunhofer Gesellschaft. Und nun? Ich fasse mir ein Herz und frage beim wunderbar freundlichen Pförtner nach. – Der lässt uns in der Tiefgarage laden, die Freischaltung erreicht meine Tochter souverän und er bescheinigt uns gleich noch Mut und Abenteuerlust. Das freut uns!

So gestärkt fahren wir das letzte Stück bis zur Zugspitze und dort am Eibsee können wir wunderbar entspannen, wandern, schwimmen, tafeln und zur Zugspitze hinauffahren. Natürlich hätten wir in derselben Zeit auch das Nordkap mit fossilen Energieträgern erreicht, aber es war ein echter Triumph, als wir es mit Elektroauto geschafft hatten.

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Zwei Tage später geht es dann auf den Rückweg. Wir wissen ja nun, wo wir laden können. Wir tauschen auf der Rückfahrt Kempten gegen München und finden dort eine Saturn-Ladestation die erst nach Anruf bei der Hotline ausnahmsweise für uns freigeschaltet wird.

Dann geht es weiter über Giengen, Satteldorf, Riedener Wald, Neustadt an der Saale zurück, d.h. Wir haben eine Etappe auf der Rückfahrt eingespart. Dafür müssten wir „ertragen“ dass das Auto immer meldete, wir würden das Ziel nicht erreichen. Meine Töchter haben den Job übernommen, die Differenz zu berechnen zwischen Reichweite und Distanz zum Ziel. Wenn die kritische Marke von 25 km Differenz unterschritten wurde, bin ich im Ökomodus mit 90 km/h über die Autobahn geschlichen.

In Bad Neustadt haben wir die Stadtmauer bei Nacht umrundet und gemerkt, dass man hier in Deutschland eine wunderbare Stadtmauer findet, die wir ohne Elektroauto nie entdeckt hätten. Neustadt an der Saale hat für Elektromobilisten zahlreiche Ladestationen eingerichtet. Das Eis auf dem Marktplatz ist wunderbar lecker.

Als wir um 0:02 Uhr zuhause angekommen sind, sind wir sehr glücklich! Man kann mit dem Elektroauto für ein langes Wochenende von Ilmenau zur Zugspitze fahren, aber ein einwöchiger Urlaub würde den Aufwand eher rechtfertigen.

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