Ende letzten Jahres startete die Formel E in ihre vierte Saison. Wenn man auf das allererste Rennen im Jahr 2014 in Peking zurückblickt, wird deutlich, wie schnell sich die Motorsportserie weiterentwickelt hat – und zwar mit Spannung vom ersten Moment an: Es war ein packendes Rennen mit 20 Autos, das in einem großen Finale gipfelte, als Nick Heidfeld sich im Duell gegen Nico Prost auf der Strecke regelrecht überschlug. Plötzlich war die Formel E in den Schlagzeilen und in aller Munde.

Von da an hat die Serie nie stillgestanden. Mit jeder Saison verbessert sich die Formel E – die Rennresultate fallen knapper aus, die Strecken werden besser und die Autos entwickeln sich noch schneller.

Die Formel E-Familie

Wie hat sich die Serie also zu einem ernsthaften Konkurrenten anderer Motorsportarten entwickelt? Zunächst einmal hat sie von vornherein mit den richtigen Leuten und Partnern begonnen, welche die langfristigen Ziele der Serie unterstützen. Die Formel E ist eine sehr freundliche, offene und solidarische Gemeinschaft.

Man spürt, dass alle Beteiligten das gemeinsame Ziel verfolgen, zusammenzuarbeiten und die Serie zum Erfolg zu führen. Alle verstehen sich gut und unterstützen sich gegenseitig – das reicht von den Mechanikern über die Konstrukteure und PR-Abteilungen bis hin zu den Sendern und Fahrern.

Bei manchen Wettbewerben wird man öfter gegeneinander ausgespielt und es herrscht nicht ganz die gleiche Atmosphäre. Im Rahmen meiner Arbeit für Supercharged merke ich zum Beispiel, wie Fahrer auch den Austausch abseits der Strecke schätzen. Und wenn jeder genießt, was er tut und die Atmosphäre als Motivation sieht, dann überträgt sich das natürlich auch auf die Fans und auf jeden, der zuschaut.

Spannende Stadtstrecken, ähnliche Fahrleistungen und renommierte Rennfahrer

Die Serie hat natürlich auch durch die Spannung auf der Strecke viel Aufmerksamkeit erregt. Das Besondere an der Meisterschaft ist, dass sie einen Fokus auf Stadtkurse legt, was zu interessanten Rennen mitten in den Großstädten führt. Der Rennkalender umfasst einige der berühmtesten Orte der Welt – von Hongkong und Paris bis New York und Berlin. Die ganze Stadt steht still, die Rennstrecke ist auf normalen Straßen gebaut, die täglich befahren werden.

Ein weiterer entscheidender Aspekt der Rennen liegt darin, dass sich alle Autos leistungstechnisch sehr ähnlich sind. Dies führt dazu, dass der Sieg größtenteils auf das Geschick der Fahrer beruht. Das wiederum zieht talentierte und bekannte Fahrer in die Formel E, die wohl zu den renommiertesten außerhalb der Formel 1 zählen. Es handelt sich also um eine ernstzunehmende Rennsport-Meisterschaft, die gleichzeitig übergeordnete, nachhaltige Ziele verfolgt.

Der Mann, der die Fäden zieht

Die treibende Kraft hinter dem Erfolg der Formel E ist jedoch Alejandro Agag. Aus eigener Erfahrung als Sportmoderatorin weiß ich, dass es ihm viel Freude bereitet, seine Absichten und Ankündigungen mit den Fans zu teilen und sehr ambitionierte Pläne für den Sport hat. Agag war von Anfang an bemüht, jede Deadline und jedes Ziel einzuhalten, indem er wichtige Sponsoren gewinnt und sicherstellt, dass die Entwicklung der Autos vorangetrieben wird, während er gleichzeitig den Fans auf der ganzen Welt die bestmögliche Spannung auf der Rennstrecke bietet.

Investitionen in die Zukunft der E-Mobilität

Ich bin mir sicher: Es wird immer einen Platz für die Formel 1 in den Herzen der Motorsport-Fans geben. Auch wenn wir irgendwann keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr fahren werden, heißt das nicht, dass wir keine Rennen mehr mit Hochleistungs-Benzinern erleben werden. Gleichzeitig aber wird die Industrie die Formel E nutzen, um den Elektroantrieb und viele neue Komponenten zu erproben und weiterzuentwickeln. Daher werden die Hersteller künftig sicher mehr Gelder in die Formel E als in die Formel 1 investieren.

Wir haben bereits gesehen, wie sich Audi, Mercedes und Porsche der Serie angeschlossen haben, um die Qualität ihrer Straßenwagen zu verbessern. Gleiches gilt für die Sponsoren – einige große Unternehmen, die sich traditionell auf die Formel 1 konzentrieren, haben bereits begonnen, die Formel E ebenfalls zu unterstützen. Auf diesem Niveau des Rennsports erleben wir die fortschrittlichste Technologie, die es derzeit in der Automobilwelt gibt. Der ganze Sinn einer Rennmeisterschaft besteht darin, dass sich die Technologie von der Rennstrecke aus entwickeln kann und dann schließlich auf die Straße übertragen wird. Das haben wir in der Formel 1 gesehen, und das werden wir auch in der Formel E sehen.

Ein Vergleich der Formel E mit der Formel 1 gestaltet sich dennoch schwierig, da die Formel E noch eine sehr junge Serie ist. In vielerlei Hinsicht ist ein solcher Vergleich jedoch bereits ein Kompliment. Und die Entwicklungen, die in so kurzer Zeit vorangetrieben wurden, sollten Motorsportfans aufhorchen lassen. Da die Autos noch in einer relativ frühen Entwicklungsphase sind, werden sie in Zukunft immer schneller werden, größere Reichweiten erzielen und vor allem wird es immer mehr von ihnen geben.

Auf dem Genfer Autosalon haben wir bereits die Entwürfe des Formel E-Autos der zweiten Generation gesehen, dessen Batterie doppelt so lange hält wie die des aktuellen Modells. All dies ist in nur fünf Jahren der Formel E geschehen, so dass die Zukunft für das Elektrofahrzeug in der Tat sehr vielversprechend ist.

Last, but not least: Die Fans

Was wäre eine Motorsportserie ohne ihre Fans? Innerhalb kurzer Zeit gelang es der Serie, aufgrund des Rennangebots einige reine „Benzinköpfe“ zu konvertieren. Gleichzeitig hat sie aber auch ganz neue Fans in die Welt des Rennsports gelockt, indem sie die Formel E mitten ins Herz von Städten auf der ganzen Welt gebracht hat. Ebenso ist die Formel E durch Social Media – mit Aktionen wie beispielsweise die Fanboost-Initiative – erfolgreich mit jüngeren Fans in Dialog getreten.

Was mich selbst betrifft: Ich bin Teil einer Familie, die schon immer aus großen Fans der Formel 1 bestand. Wir haben unsere Sonntage damit verbracht, uns die Rennen anzuschauen, an manchen Renntagen teilzunehmen und Go-Kart zu fahren. Ich war also schon immer fasziniert von schnellen Autos und Rennen. Für mich als Absolvent eines naturwissenschaftlichen Studiums bringt die Formel E zwei meiner engsten Interessen zusammen: Autos und Wissenschaft. Ich schätze mich sehr glücklich, von Anfang an Teil der Formel E gewesen zu sein. Abseits der Strecke wohne ich in London und man findet mich meistens unterwegs in der Stadt – zum Beispiel in meinem BMW i8, der immerhin Teilstrecken elektrisch fährt.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert